Am 2. Mai 2013 wurde im Ständetheater Prag die Oper L’Olimpiade von Josef Mysliveček aufgeführt, das Werk eines Komponisten, dessen Kunst einst ganz Europa bewundert hat.
Das heute nur noch wenig bekannte große Opernschaffen Josef Myslivečeks (Prag 1737 – Rom 1781) gehört zum vielfältigen Repertoire der italienischen Oper des 18. Jahrhunderts, zu dem auch Werke von Tommaso Traetta, Giovanni Paisiello, Niccolò Jommelli, Antonio Sacchini und anderer gehören, und das eine Verbindungslinie zwischen Giovanni Battista Pergolesi und den Komponisten des 19. Jahrhunderts (bis Gioachino Rossini und Gaetano Donizetti) herstellt.
Mysliveček wurde in Prag bei Josef Seger und Franz Wenzel Habermann geschult, für seine Entwicklung war jedoch sein Weggang nach Italien im Jahre 1763 von besonderer Bedeutung, wo es ihm bald gelang, Kontakte mit höheren gesellschaftlichen und künstlerischen Kreisen zu knüpfen. Der Triumph seiner am 20. Januar 1767 am Teatro San Carlo in Neapel aufgeführten Oper Bellerofonte hat ihm den Zugang zu diesem damaligen Opernzentrum Europas geöffnet. Bei dieser Gelegenheit lernte er die Sopranistin Catarina Gabrielli kennen, die dann auch in weiteren Opern von Mysliveček glänzte und vielleicht (wie es die Legende will) eine Liebesaffäre mit ihm hatte.
Bekannt ist die Beziehung zwischen Mysliveček und der Familie Mozart. Zum ersten Mal begegneten sie sich im Jahre 1770 in Bologna, wo Wolfgang Amadeus Mozart gerade seine erste Oper für Italien, Mitridate, Re di Ponto, komponierte. Sieben Jahre später berichtete Mozart seinem Vater aus München über seine dortige Begegnung mit Mysliveček und über seine Bewunderung für dessen Oper Ezio und das Oratorium Abramo ed Isacco, die dort gerade gespielt wurden. Die Nähe der Musiksprachen Myslivečeks und Mozarts gilt als einer der Belege für diese Beziehung.
Um 1775 stand Mysliveček auf dem Höhepunkt seiner Karriere in Neapel. Trotzdem hat er sich 1777 um die Stelle des Kapellmeisters bei Kurfürst Maximilian in Bayern beworben. Ein Unfall auf der Reise nach München hat die Gesundheit des Komponisten angeschlagen, und der Tod des Kurfürsten änderte seine Pläne. Mysliveček kehrte nach Neapel zurück. 1778 wurden dort seine Opern Calliroe und Am 2. Mai 2013 wurde im Ständetheater Prag die Oper L’Olimpiade von Josef Mysliveček aufgeführt, das Werk eines Komponisten, dessen Kunst einst ganz Europa bewundert hat. aufgeführt, die auch das Ende der glücklicheren Lebensetappe bedeutet hatten. Die Oper L‘Olimpiade ist ein Meisterwerk, dessen Musiksprache aus der Tradition der Neapolitanischen Schule hervorgeht. Das Grundelement bildet die melodische Linie, die die einfache Formstruktur hervortreten lässt; der Stil der Wiener Klassik hat hier eine seiner Quellen gefunden.
Die Prager Erstaufführung von Am 2. Mai 2013 wurde im Ständetheater Prag die Oper L’Olimpiade von Josef Mysliveček aufgeführt, das Werk eines Komponisten, dessen Kunst einst ganz Europa bewundert hat. 235 Jahre nach ihrer Entstehung hat große Aufmerksamkeit in ganz Europa hervorgerufen. Die Inszenierung zeichnet sich durch die charakteristische Handschrift der Regisseurin Ursel Herrmann aus. Das Libretto zu L’Olimpiade von Pietro Metastasio, eines seiner meistvertonten, schildert sich verknotende Liebesgeschichten im griechischen Olympia während der Olympischen Spiele. Das Werk weist auf die Welt des antiken Schönheitsideals und die Harmonie hin, wie sie sich die römische Accademia dell’Arcadia, deren Mitglied Metastasio war, vorstellte. Ursel Herrmann erzählt dies in einem einfachen, doch eindrucksvollen Bühnenbild von Hartmut Schörghofer. Václav Luks hat die Partitur ediert. Er brachte sie auch auf überwältigende Weise mit seinem Ensemble Collegium 1704, das heute an der Spitze der historischen Aufführungspraxis steht, zum Klingen. Die Lebensfülle und melodische Invention der Musik Myslivečeks zeigte sich in dieser Interpretation im besten Licht.
Nach drei Vorstellungen in Prag, die nur dank der Stiftung Bohemian Heritage Fund und einer Reihe von Privatsponsoren realisiert werden konnten und zu einem einmaligen Ereignis der Opernsaison wurden, fand eine Serie von Vorstellungen auf den Bühnen der Koproduzenten in Frankreich (Caen, Dijon) und Luxemburg statt. Auch dort hat das Werk des Komponisten aus Böhmen außerordentliche Aufmerksamkeit erregt, die einen Anstoß für weitere Aufführungen von Myslivečeks Bühnenwerken geben könnte.
BP
(aus [t]akte 2/2013)