Gerard Mortier: Dramaturgie einer Leidenschaft. Für ein Theater als Religion des Menschlichen. Aus dem Französischen von Sven Hartberger. Bärenreiter-Verlag / Verlag J. B. Metzler. 126 Seiten. € 24,95.
Mit diesem Buch legt Gerard Mortier, der am 9. März verstorbene große Opernintendant, die Summe seines Lebenswerks vor. Er räumt darin mit den festgefahrenen und oft verstaubten Vorstellungen über die Kunstform Oper auf, denn sie ist für ihn weder dekoratives Beiwerk noch Ort der Zerstreuung, sondern entschieden politisch und ein Spiegel der „condition humaine“. In pointierter Form formuliert Mortier seine Überzeugungen und gibt faszinierende Einblicke in die praktische Theaterarbeit mit großen Künstlern der Welt. Und er ermutigt dazu, den humanistischen Visionen und Utopien zu folgen, die seit der „Erfindung“ der Oper ihren Wesenskern ausmachen. Ein anregendes und engagiertes Buch, das nicht nur in die Hand aller am Musiktheater Tätigen gehört, sondern auch ein Geschenk an Opernfreunde ist, denen ihre Leidenschaft mehr bedeutet als eine nette gesellschaftliche Abendunterhaltung.
Olaf Matthias Roth: Donizetti. Lucia di Lammermoor. Opernführer kompakt. Bärenreiter-Verlag / Henschel-Verlag 2014. 120 Seiten. € 14,95.
Das Buch aus der Reihe „Opernführer kompakt“ führt in eine der meistgespielten italienischen Opern ein, in ein Schlüsselwerk des Belcanto, bietet Informationen zu Stoff, Geschichte, Text und Musik. „Steckbriefe“ der Personen machen die Handlung anschaulich, und die abschließenden Kapitel stellen die Rezeption der „Lucia“ seit ihrer Uraufführung 1838 in Neapel dar.
Marianne Zelger-Vogt/Heinz Kern: Strauss. Der Rosenkavalier. Opernführer kompakt. Bärenreiter-Verlag / Henschel-Verlag 2014. 136 Seiten. € 14,95.
Der Rosenkavalier ist die meistgespielte und beliebteste deutschsprachige Oper des 20. Jahrhunderts. Abschied, Verzicht, der Schmerz der Trennung und das Glück einer jungen Liebe sind Themen, die das Werk immer wieder neu erlebbar machen. In diesem kompakten Opernführer stellen Marianne Zelger-Vogt und Heinz Kern das bitter-süße Werk vor. Sie behandeln die Entstehung in den Jahren 1909 und 1910, die musikalische und dramaturgische Gestaltung sowie die Inszenierungs- und Aufführungsgeschichte bis hin zu Verfilmungen. Mit Franz Welser-Möst kommt außerdem ein Dirigent zu Wort, dem das Werk besonders nahesteht.
Gerd Heinz: Der Sänger als Schauspieler. Darstellendes Spiel auf der Opernbühne. Ein Grundlagenkurs. Bärenreiter-Verlag / Henschel-Verlag 2014. 159 Seiten. € 18,95.
Wer heute als Sänger überzeugen will, muss mehr vorweisen können als nur eine gute Stimme. Zwar wird an den Musikhochschulen zunehmend Darstellendes Spiel für Opernsänger gelehrt, doch oft nicht in ausreichendem Maße. Wie man sich von stereotypen Handlungsmustern entfernen und sein eigenes, authentisches Spiel finden kann, zeigt diese Einführung des Theaterleiters, Regisseurs, Schauspielers und Hochschullehrers Gerd Heinz.
Christoph Flamm: Igor Strawinsky. Der Feuervogel – Petruschka – Le Sacre du printemps. Bärenreiter Werkeinführungen. Bärenreiter-Verlag 2013. 185 Seiten. € 19,95.
Mit den Balletten Der Feuervogel, Petruschka und Le Sacre du printemps hat Igor Strawinsky in Paris Weltruhm erlangt. Die drei Werke zeigen Strawinskys Entwicklung von der Petersburger Schule um Rimski-Korsakow bis hin zum radikalen Traditionsbruch des „Sacre“, der eine Art „Startschuss“ für die Musik des 20. Jahrhunderts wurde. Neben der Betrachtung der Musik legt Christoph Flamm in dieser Werkeinführung einen Schwerpunkt auf kultur- und geistesgeschichtliche Kontexte sowie auf die originale Choreographie und Bühnenausstattung, die integrale Bestandteile der Werke und ihrer Rezeption sind.
Hans-Joachim Hinrichsen: Beethoven. Die Klaviersonaten. Bärenreiter-Verlag 2013. 464 Seiten. € 39,95. Hans-Joachim Hinrichsen erhellt den inneren Zusammenhang der 32 Klaviersonaten Beethovens und die Logik ihrer Entwicklung, beschreibt aber auch die Individualität und den Gehalt jeder einzelnen Sonate. Um deren Originalität und weitverzweigte Wirkungsgeschichte verstehen zu können, werden sie vor dem Hintergrund der Gattungstradition, der Formen- und Ideengeschichte positioniert. Das Buch kann kontinuierlich gelesen oder als Handbuch zu einzelnen Fragen oder Werken benutzt werden.
Golan Gur: Orakelnde Musik. Schönberg, der Fortschritt und die Avantgarde. Bärenreiter-Verlag 2013. 254 Seiten. € 39,95.
Im 20. Jahrhundert haben sich viele Komponisten dem Fortschrittsgedanken angeschlossen. Worin aber besteht das Verhältnis der Musik zum allgemeinen sozialen Fortschritt? Wann und warum begannen Komponisten, über den Fortschritt in der Kunst nachzudenken? Und sind entsprechende gedankliche Modelle heute noch zu rechtfertigen? Golan Gur widmet sich diesem Fragenkomplex und befasst sich in einer ausgedehnten Fallstudie mit Arnold Schönbergs Auffassung vom Fortschritt in der Musik und der damit verbundenen Rezeptionsgeschichte. Zudem werden die geistigen Quellen dieser Idee in den Theorien des historischen Determinismus untersucht und zwar in seiner Rolle als ideologisches Konstrukt für ein modernes Musikverständnis.