Olaf Matthias Roth: Claudio Monteverdi. Marienvesper. Bärenreiter Werkeinführung. Bärenreiter-Verlag. BVK 2407. 115 Seiten. € 16,95.
An der Schnittstelle zweier Epochen komponierte Monteverdi seine Marienvesper. Der Reichtum dieses Werkes begeistert bis heute – die vielstimmigen Psalmvertonungen ebenso wie die intim besetzten Solokonzerte, die mit Neudichtungen und Texten des Hohenliedes Maria besingen. Bis heute rätseln Forschung und Interpreten über die Bestimmung der Vesper. Olaf Matthias Roth erschließt den Entstehungskontext des Werkes und zeigt in Besprechungen der einzelnen Sätze, wie Monteverdi den traditionellen Cantus firmus originell und zum Teil kühn in immer neuen Formen verarbeitete und die Entwicklungen der gerade entstandenen Oper auf die geistliche Musik übertrug. Zahlreiche Hinweise zur Rezeptionsgeschichte und zur Aufführungspraxis ergänzen die Einführung zu diesem Werk, das sich im Zuge der Alte-Musik-Bewegung zu einem der wichtigsten Kirchenmusikwerke des 17. Jahrhunderts entwickelt hat.
Puccini-Handbuch. Hrsg. von Richard Erkens. Bärenreiter-Verlag / Verlag J. B. Metzler. BVK 2067. ca. 450 Seiten. € 79,95 (Oktober 2017).
Das Handbuch bietet Artikel zu allen Werken Puccinis und Beiträge zur Biografie, zur Politik-, Kultur- und Operngeschichte Italiens und zum internationalen Einfluss von Puccinis Werk. Neben der Rezeptionsgeschichte bis hin zu gegenwärtigen Inszenierungen liegen die Schwerpunkte auf Fragen der Werkentstehung, der Librettisten, der Vers-, Form-, Melodie- und Klangbildungen sowie der Besonderheiten von Musikdramaturgie und Szene. Erstmalig bündelt das Handbuch die Erkenntnisse der internationalen Forschung, die manch vertraut geglaubte Werkfassung und Lebensepisode revidiert.
Helmut Loos: E-Musik – Kunstreligion der Moderne. Beethoven und andere Götter. Bärenreiter-Verlag 2017. BVK 2435. 160 Seiten. € 29,95.
Um das Phänomen „E-Musik“ zu erfassen, ist die sozialgeschichtliche Reflexion seines Ursprungs notwendig. Fündig wird Helmut Loos bei wichtigen Leitvorstellungen der aufgeklärten bürgerlichen Gesellschaft, Zentralbegriffen der Moderne wie Autonomie, Rationalität, Säkularisierung und Fortschritt, die die Vorstellungen von einer emphatischen Kunstmusik prägen. Sie haben sich mit kulturdarwinistischen Anschauungen von einer Evolution gebildeter Menschen zu höheren Wesen verbinden lassen, die in Beethoven zu einem Ideal gebündelt worden sind, das zur Vergöttlichung verleitet hat. Damit handelt es sich um ein rezeptionsgeschichtliches Phänomen, das religiös geprägt ist und bis heute weitgehend in der Art einer künstlerischen Theologie behandelt wird. Zu welchen Missdeutungen der historischen Ausgangssituationen dies führen kann, wird unter anderem an Johannes Brahms’ Deutschem Requiem und an Alban Bergs Wozzeck aufgezeigt.
Mike Svoboda / Michel Roth: Die Spieltechnik der Posaune (dt./engl.). Bärenreiter-Verlag 2017. BVK 2367. 146 Seiten. € 54,–.
Mike Svoboda hat zur „Spieltechnik der Posaune“ ein Buch geschrieben, das als wertvoller Begleiter für Komponisten und Posaunisten gedacht ist: für den Komponisten, um die aktuelle spieltechnische Praxis kennenzulernen und sie kreativ weiterzuentwickeln, für den Posaunisten, um sein vielfältiges Instrument als multifunktionalen Klangkörper zu verstehen und einzusetzen. In Zusammenarbeit mit dem Komponisten Michel Roth erkundet Mike Svoboda, was man heute als „die unbegrenzte Erweiterung neuer spieltechnischer Möglichkeiten“ bezeichnen könnte: Mikrointervalle, Multiphonics und die Kombination des Posaunenklangs mit der Stimme. Das Buch enthält zahlreiche Tabellen und Notenbeispiele zu Grundlagen und erweiterten Spieltechniken der Posaune, daneben praktische Informationen u. a. zu Dämpfern, Repertoire etc. Auf der Bärenreiter-Homepage stehen 92 Sound-Files und fünf neu komponierte Etüden zum Herunterladen bereit.
Ted Gioia. Jazz hören · Jazz verstehen. Aus dem Englischen von Sven Hiemke. Bärenreiter-Verlag / Henschel Verlag 2017. BVK 2426. 207 Seiten. € 24,95.
Was ist der Unterschied zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Jazz? Ted Gioia, amerikanischer Jazzpianist und Publizist, führt den Leser unterhaltsam durch hundert Jahre Jazzgeschichte, diskutiert die verschiedenen Stilrichtungen, beschreibt das Besondere ihrer namhaftesten Interpreten und erklärt, worauf es beim Jazz-Hören ankommt. Entstanden ist ein faszinierendes Buch, das dem interessierten Einsteiger, aber auch dem Kenner eine Fülle von Zugängen zum Jazz eröffnet.