Großen Aufwand betrieb Händel bei der Komposition seines Te Deum anlässlich des Sieges der Engländer in der Schlacht von Dettingen. Nun ist das Werk innerhalb der Gesamtausgabe erhältlich.
Das Dettingen Te Deum ist die letzte von Händels fünf „Te Deum“-Kompositionen. Er schrieb es 1743 für einen Dankgottesdienst aus Anlass des Sieges der königlichen Truppen und der sicheren Rückkehr des Königs aus der Schlacht bei Dettingen. Die Arbeit an dem Werk war vermutlich zwischen dem 28. und 30. Juli abgeschlossen, und es wurde zusammen mit dem im Anschluss komponierten Anthem The King shall rejoice am Morgen des 27. November in der Chapel Royal im St. James’s Palace aufgeführt. Die repräsentative Musik ist bis heute sehr beliebt.
Am Ende der 1730er Jahre befand sich Europa im Kriegszustand, und Großbritannien war in einen Kolonialkrieg mit Spanien verwickelt, den sogenannten „War of Jenkins’s Ear“. Die Probleme wurden 1740 verschärft, als Karl VI., römisch-deutscher Kaiser und Erzherzog von Österreich sowie Souverän der übrigen habsburgischen Erblande, ohne einen männlichen Erben starb und Friedrich II. von Preußen in Schlesien einfiel und damit den Österreichischen Erbfolgekrieg einleitete. Die Schlacht bei Dettingen am Main wurde zwischen Großbritannien im Bündnis mit dem Kurfürstentum Hannover und angemieteten landgräflich-hessischen Truppen einerseits und der französischen Armee unter Herzog von Noailles andererseits ausgetragen. König Georg II. kämpfte in der Schlacht bei Dettingen am 27. Juni 1743 als Kurfürst von Hannover und war Verbündeter von Österreich-Ungarn. Beraten von seinem Minister Lord John Carteret befehligte er seine Armee im Gefecht gegen die Franzosen, deren Armee sich in beträchtlicher Unordnung auf die gegenüberliegende Seite des Mains zurückzog. Georg II. war der letzte britische Monarch, der seine Truppen persönlich auf das Schlachtfeld führte.
Der König brach am 9. November 1743 von Hannover auf und war am 15. November zurück in London, doch der Festgottesdienst wurde verschoben, weil der Termin nicht zu dicht am Todestag der Königin (20. November) liegen sollte. Händel mag einen prächtigen Staatsgottesdienst an einem imposanten Schauplatz, wie beispielsweise der St. Paul’s Cathedral erwartet haben, doch die Feierlichkeiten fanden schließlich in der Chapel Royal im St. James’s Palace statt. Die Uraufführung war auch die erste Gelegenheit, bei der dort ein Orchesterwerk mit drei Trompeten erklang, die in acht der fünfzehn Sätze mitspielen. Das erklärt auch das Vorherrschen der Grundtonart D-Dur im gesamten Stück. Die Einbindung von Militärtrompeten und Pauken scheint sehr passend, doch Händel nutzte sie – ähnlich wie in seinen Coronation Anthems – eher, um den Sieg über den Tod darzustellen und nicht, um die Kampfhandlungen zu illustrieren. Selbst die Trompetenfanfare in „Day by day“ dient nicht dazu, den Sieg auf dem weltlichen Schlachtfeld zu feiern, sondern den Tag des Jüngsten Gerichts zu schildern.
Händel griff auch auf Elemente aus anderen „Te Deum“-Kompositionen zurück, beispielsweise blieb er bei der Arienform für „When Thou tookest“, die er auch schon im „Te Deum“ in A, dem Caroline „Te Deum“ und dem „Cannons“ Te Deum verwendet hatte. Die Betonung des Freudigen charakterisiert das gesamte Werk, das in einem majestätischen Schlusssatz gipfelt.
Es wird ein ziemlich großer Aufführungsapparat benötigt: Alt-, Tenor- und Bass-Soli, ein fünfstimmiger Chor (SSATB), zwei Oboen, Fagott, drei Trompeten, Pauken, drei Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass und Orgel. Die hohen Stimmen wurden von den Knaben der Chapel Royal gesungen und der Chor vom Orchester seiner Majestät begleitet.
„Te Deum Laudamus“ ist ein altkirchlicher lateinischer Lobgesang für den Frühgottesdienst. Händel verwendete den Text des Book of Common Prayer von 1662. Seine Vertonung ist im Autograph überliefert, das die Grundlage für die Edition der Hallischen Händel-Ausgabe bildet.
Annette Landgraf
(aus [t]akte 1/2016)