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Camille Saint-Saëns’ „Grande symphonie triomphale“

Camille Saint-Saëns
Grande symphonie triomphale/Symphonie no 1 en mi b majeur op. 2. Hrsg. von Fabien Guilloux (Œuvres instrumentales complètes I.1)

Grande symphonie triomphale
Orchester: (Harmonieorchester): kl Fl, 2 kl Klar, 2 Klar, 4 Hn, 2 CàP, 4 Trp, 3 Pos, 2 Bsax, KbSax, Oph, Schlg  – (Orchester): 3 (oder 2, kl Fl), 2 (oder 1, Eh), 2,2 (oder 4) – 4,3,3,0 – Pk, Becken, 4 Hfe – Str

Symphonie no 1 en mi b majeur op. 2
Orchester: 3 (oder 2, kl Fl), 2 (oder 1, Eh), 2,BKlar, 2 (oder 4) – 4,2,3,0, BSsaxHn, KbSaxHn – Pk, Becken, 4 Hfe – Str

Aufführungsdauer: 35 Minuten

Erstaufführung nach der Neuausgabe: 13.5.2025 Paris (Sorbonne)

Verlag: Bärenreiter, Partitur käuflich i. V. (BA10331-01), Aufführungsmaterial leihweise (BA11750-72)

Hinter der bekannten 1. Symphonie von Camille Saint-Saëns verbarg sich, bis vor Kurzem unerkannt, eine Jugendkomposition des französischen Komponisten, eine „Grande symphonie triomphale“, die nun ediert ist.

Bis vor Kurzem enthielt der Werkkatalog von Camille Saint-Saëns fünf vollendete symphonische Orchesterwerke, von denen drei zu Lebzeiten des Komponisten veröffentlicht wurden: die Symphonie Nr. 1 in Es-Dur op. 2 (1855), die Symphonie Nr. 2 in a-Moll op. 55 (1859) und die berühmte Symphonie Nr. 3 in c-Moll op. 78 (1886), die sogenannte „Orgelsymphonie“; dagegen erschienen zwei frühe Orchesterwerke posthum: die Symphonie in A-Dur (1850) sowie die Symphonie in F-Dur (1856), die den Beinamen „Urbs Roma“ trägt. Neueste Recherchen im Rahmen des Editionsprojekts, das die Gesamtausgabe der Instrumentalwerke Saint-Saëns’ zum Ziel hat, haben nun zur Entdeckung eines Werks geführt, das sich hinter der Symphonie Nr. 1 verbirgt und dem breiten Publikum wie auch den Spezialisten noch unbekannt ist: die „Grande symphonie triomphale“.

Saint-Saëns schrieb diese Komposition im Sommer 1853. Sie ist ein Meisterstück, der Geniestreich eines jungen Mannes von nur siebzehn Jahren, der es in seiner Kunst bereits zu höchster Fertigkeit gebracht hatte. Als Pianist und Organist genoss Saint-Saëns schon ein gewisses Ansehen, aber obwohl er seit seiner frühesten Kindheit komponierte, konnte er sich in diesem Bereich noch keinen Namen machen. Im Jahr zuvor war er beim Wettbewerb für den Rompreis gescheitert, der ihm Aufträge von nationalen Theatern hätte einbringen können. Er nahm dann an verschiedenen Kompositionswettbewerben teil, zum Beispiel an jenem, den die Königliche Akademie von Belgien aus Anlass der Hochzeit des zukünftigen Königs Léopold II.organisierte. Doch auch hier hatte er keinen Erfolg: Seine Symphonie blieb unberücksichtigt, sie wurde als zu modern und ihre Besetzung als zu groß befunden. Daraufhin entschloss sich Saint-Saëns, die Partitur anonym an die Société Sainte-Cécile von Paris zu schicken, wo das Werk am 11. Dezember 1853 unter der Leitung von François Seghers zur Uraufführung kam. Die Symphonie stieß auf ungeteilte Zustimmung, und Saint-Saëns wurde nun auch als Komponist anerkannt und öffentlich wahrgenommen. Einige Tage danach schrieb Charles Gounod ihm hellsichtig: „Machen Sie weiter so, – und vergessen Sie nicht, dass Sie am Sonntag, dem 11. Dezember 1853, vertraglich zugesichert haben, ein großer Meister zu werden.“

Von dieser bislang unveröffentlichten „Grande symphonie triomphale“ sind nun Partitur und Aufführungsmaterial leihweise verfügbar. Die Kritische Edition stützt sich auf das originale Manuskript, das kürzlich im Archiv der Königlichen Akademie von Belgien aufgefunden wurde. Das Werk weist eine klassische Form mit vier Sätzen auf (I. Adagio. Allegro – II. Marche-Scherzo. Allegretto scherzando – III. Adagio – IV. Allegro maestoso), wobei die zwei letzten ineinander übergehen; und es überrascht in der Tat durch seine Modernität. Diese zeigt sich in den für jene Zeit ungewöhnlichen Dimensionen, vor allem aber in der Verwendung von Instrumenten, die bis dahin in einer Symphonie kaum eingesetzt wurden (Harfe, Englischhorn) oder gerade erfunden worden waren (Saxhörner); im letzten Satz kommt obendrein ein zusätzliches Harmonieorchester zum Einsatz, das dem Werk seinen „triumphalen“ Charakter verleiht. Saint-Saëns würdigt zwar seine Vorbilder (Haydn, Beethoven, Mendelssohn, Berlioz, Reber), aber gleichzeitig ist seine musikalische Identität klar erkennbar: Er spielt mit Formen, instrumentiert feinsinnig und originell und zeigt einen meisterhaften Umgang mit der orchestralen Masse.

Partitur und Aufführungsmaterial enthalten außerdem die Kritische Edition der Symphonie op. 2. Sie ist eine Bearbeitung der „Grande symphonie triomphale“, die Saint-Saëns 1855 für reines Symphonierochester bearbeitete. Die ersten drei Sätze beider Werke sind identisch.    

Fabien Guilloux
(aus [t]akte 2/2025)
(Übersetzung: Irene Weber-Froboese)

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