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„… und die Amseln singen …“ Ein neues Orchesterstück von Philipp Maintz

Philipp Maintz
der zerfall einer illusion in farbige scherben für orchester mit obligatem akkordeon (2023/24)

Uraufführung: 22. Juni 2024 (WDR, Musik der Zeit), Nenad Ivanovic (Akkordeon), WDR Sinfonieorchester, Leitung: Sylvain Cambreling

Orchester: obligates Akkordeon, 2(Picc, Afl),1,Eh,2(BKlar),2(Kfag) – 2,2,1,1 – Pk, Schlg(2) – Hfe – Str(8,8,6,4,2)

Aufführungsdauer: ca. 15 Minuten

Verlag: Bärenreiter-Verlag, BA11759, Aufführungsmaterial leihweise

Abbildung: Gustav Sonntag: Der Zerfall einer Illusion in farbige Scherben. 300 x 160 cm, Acryl & Gouache auf Leinwand (2021) – gustavsonntag.de

Ein Gemälde weckt Erinnerungen an ein Lebensgefühl von früher. Daraus wiederum schöpft Philipp Maintz das Material für sein Orchesterwerk, das er im Auftrag des WDR Sinfonieorchesters komponiert hat. „Der Zerfall einer Illusion in farbige Scherben“ nennt der junge Leipziger Maler Gustav Sonntag ein 2021 entstandenes Gemälde, in dem schroffe Gegensätze aufeinanderprallen. Mit einem schonungslosen und sozialkritischen Blick betrachtet Sonntag die Gegenwart und möchte mit seiner in der Figuration verhafteten Malerei die Leipziger Schule neu interpretieren. Durch einen Zufall entdeckte Philipp Maintz den Maler und sein Werk. Der harte und doch poetische Titel rief in Philipp Maintz Erinnerungen hervor und inspirierte ihn zu seinem neuen Orchesterstück.

Maintz schreibt dazu: „Gustav Sonntags Gemälde und sein Titel rissen mir spontan eine Tür in eine Vergangenheit auf, in der ich gerade nach Berlin gezogen war und mich dort durch die Nächte getrieben habe.“ Ein besonderes Lebensgefühl entstand, das Maintz so beschreibt: „Wir dachten, dass die Welt ab sofort nur noch gut sein würde und die Musik, zu der wir getanzt haben, immer noch schneller und schneller wurde.“ Die besondere, kontrastierende Erinnerung der „konzertierenden Amseln auf dem (oft genug morgendlichen) Heimweg“ hat sich bei dem Komponisten seitdem eingebrannt. Dieser „Gesang“ hat für ihn „etwas sehr Verheißungsvolles“, und bis heute bekommt er eine Gänsehaut, wenn er einer Amsel zuhört. Die Fülle an verschiedenen Eindrücken verarbeitete Maintz zu einem vielschichtigen Orchesterstück, in dem es um die Erkenntnis geht, dass „jeder Künstler Kind seiner Zeit ist – ob er will oder nicht. Und davon, dass sich jedem Kunstwerk auch die Zeit seiner Entstehung einschreibt — ob der Künstler will oder nicht“.

Maintz vergleicht das Stück mit einer „Art von Tagebucheintrag oder einem Blick zurück, dessen Einzelheiten immer weiter in unterschiedlichen Geschwindigkeiten auseinanderdriften, was eine chronologische ‚Erzählung‘ unmöglich macht, aber doch alles in Richtung desselben Horizonts treiben lässt, über dem die Sonne aufgeht – und die Amseln singen …“

Eine Besonderheit der Komposition besteht im Einsatz eines obligaten Akkordeons, dessen vielseitige und farbreiche Klanglichkeit den Komponisten schon länger fasziniert. So entsteht ein interessantes Mit- und Gegeneinander der Klangwelten und aus den „farbigen Scherben“ entsteht ein neues, mosaikgleiches Klangbild.

Robert Krampe
(aus [t]akte 1/2024)

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