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Unerschütterlicher Enthusiasmus. Zum Tode des Komponisten Carl Davis

Carl Davis 1936–2023 (Foto: Trevor Leighton)

Verlag: Faber Music, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor

Der Komponist und Dirigent Carl Davis CBE verstarb am 3. August 2023 in Oxford im Alter von 87 Jahren. Als wahrer musikalischer Universalgelehrter schuf er Soundtracks für einige der beliebtesten britischen Filmdramen. Er war die treibende Kraft hinter der Wiederbelebung des Stummfilms im Konzert und komponierte zahlreiche international gefeierte Ballett- und Konzertstücke.

Geboren in New York, erlangte Davis Bekanntheit als Koautor der Revue Diversions von 1959, die einen Off-Broadway Emmy gewann und 1961 auf dem Edinburgh Festival gezeigt wurde. Der Erfolg dort führte zu einer Beauftragung für die BBC-Sendung „That Was The Week That Was“ (1962/3). Weitere Aufträge folgten, und Davis fand sich bald im Zentrum der britischen Theater-, Fernseh- und Filmszene wieder. Seine Arbeit umfasste Partituren für das National Theatre und die Royal Shakespeare Company sowie für Fernsehserien wie „The World at War“ (1973), „Goodnight Mister Tom“ und „Pride and Prejudice“ (1995).

Einer der vielen künstlerischen Triumphe war seine Musik für Abel Gances Stummfilmepos „Napoléon“ von 1927. Die Aufführung im Empire Leicester Square im Jahr 1980, dirigiert von Davis selbst, löste eine weltweite Wiederbelebung der Stummfilmaufführung mit Live-Orchester aus. Davis schuf über 50 Stummfilmmusiken, von Charlie Chaplin über Harold Lloyd und Buster Keaton bis zu DW Griffiths‘ Meisterwerk „Intolerance“. Besonders bemerkenswert unter den zahlreichen internationalen Aufführungen dieser Partituren, die Davis dirigierte, war seine jahrzehntelange Partnerschaft mit der Cinémathèque de la Ville de Luxembourg und dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg.

Davis‘ Bühnenwerke spiegeln seine lebenslange Liebe zum Ballett wider. Zu seiner Zusammenarbeit mit Robert Cohan gehörten „A Christmas Carol“ (1992) und „Aladdin“ (2000), beide für das Scottish Ballet geschrieben. „Aladdin“ wurde später von Sir David Bintley für das New National Ballet in Tokio und das Birmingham Royal Ballet aufgegriffen. Die Zusammenarbeit mit Derek Deane umfasste „Alice in Wonderland“ (1995), das auf Themen von Tschaikowsky basiert und vom English National Ballet in Auftrag gegeben wurde, sowie später „The Lady of the Camellias“ (2008).

Im Jahr 2016 betrat Davis mit „Ethel & Ernest“ neues Terrain, seiner ersten Partitur für einen animierten Film (nach dem Buch von Raymond Briggs). Der jüngste Schwerpunkt seiner kreativen Energien lag jedoch auf vier abendfüllenden Tanzwerken: „Nijinsky“ (2016), „Chaplin, The Tramp“ (2019), „The Great Gatsby“ (2019) und schließlich „Le Fantôme et Christine“, das im Mai 2023 vom Shanghai Ballet uraufgeführt wurde.


„Ich war sehr traurig, als ich hörte, dass mein Freund Carl Davis verstorben ist. Carl und ich haben das ;Liverpool Oratorio‘ gemeinsam geschrieben. Es war mein erstes abendfüllendes klassisches Projekt, und ich habe die Zusammenarbeit mit ihm sehr genossen... Sein Enthusiasmus war äußerst ansteckend.“ (Sir Paul McCartney)

„In der Zusammenarbeit mit Carl im Laufe der Jahre kann nichts mit der Erfahrung mit Abel Gances ,Napoléon‘ mithalten, dessen fünfeinhalbstündige Partitur die Unterstützung von Christopher Palmer, meinem Bruder David und mir benötigte... Carl wusste genau, was er in Bezug auf die Orchestrierung wollte, und ich lernte schnell, wie man Texturen erstellt, die komplex klingen, aber so wenig Zeit wie möglich zum Einstudieren benötigen.“     (Colin Matthews)

„Ich traf mich mit Carl in seinem Haus, und er spielte einen Abschnitt seiner Partitur auf dem Klavier durch und gab mir Hinweise zur Orchestrierung: ,Mach hier einen Richard Strauss‘ oder ,Das sollte wie Tschaikowsky klingen‘ … Ich habe durch diese Arbeit so viel über Orchestrierung gelernt, es war eine so wertvolle Erfahrung. Es war ein Vergnügen, mit Carl zusammen zu sein: Sein Enthusiasmus erhellte den Raum. Er machte die Welt zu einem interessanteren und aufregenderen Ort.“ (David Matthews)

„Wenn man mich bitten würde, drei der wichtigsten künstlerischen Erlebnisse meines Lebens zu nennen, würde ich sagen: Carl Davis‘ Dirigat seiner Partitur für Abel Gances ,Napoléon‘ im Jahr 2004 zu hören, Carl Davis‘ Dirigat seiner Partitur für Abel Gances ,Napoléon‘ 2013 und Carl Davis‘ Dirigat seiner Partitur für Abel Gances ,Napoléon‘ (2016). Seine Musik zeigt ein tiefes Verständnis für die Beziehung zwischen Klang und Bild.“ (Matthew Sweet, BBC Radio 3)

Faber Music
(aus "[t]akte" 2023 / Übersetzung: André-Philipp Hechinger)

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