Nach zahlreichen Werken für Klavier solo, Klavier und Ensemble und einem Klavierkonzert setzt Beat Furrer seine Auseinandersetzung mit dem Instrument fort und hat ein zweites Klavierkonzert komponiert. Im September wird es in Genf uraufgeführt.
Beinahe zwanzig Jahre nach seinem ersten Klavierkonzert setzt sich Beat Furrer erneut mit dem konzertanten Zusammenspiel von Klavier und Orchester auseinander. In seinem neuen Werk für den Schweizer Pianisten Francesco Piemontesi geht es ihm um die vielfältigen Möglichkeiten, den Klavierklang im Orchester zu ergründen, zu transformieren, einzubetten oder gegenüberzustellen.
Das Klavierkonzert Nr. 2 reiht sich dabei in eine Summe von Klavierwerken ein, die in ihrer Entwicklung Einfluss auf jeden Kompositionsprozess nehmen und Furrer doch zu komplett anderen Klanglichkeiten und Artikulationsmöglichkeiten anregen. In früheren Werken wie „nuun“ für zwei Klaviere und Ensemble (1995/96), „still“ für Ensemble (1998) oder auch dem Klavierquartett „spur“ (1998) ist der Klang des Klaviers jeweils in den Ensembleklang integriert – quasi als Fluchtpunkt oder Fokus dieser dicht gewobenen Texturen. Im ersten Klavierkonzert, das 2007 von Nicolas Hodges und dem WDR Sinfonieorchester unter der Leitung von Peter Rundel uraufgeführt wurde, beginnt sich das Soloinstrument zu emanzipieren, ist aber noch eng mit einem zweiten Klavier, dem Ensembleklavier verbunden. „Mein Hauptanliegen war“, so sagt Beat Furrer, „dem Klavier im ganzen Stück eine Resonanz zu geben und die Plastizität des Klavierklangs zu erhalten. Er bleibt immer das Gravitationszentrum, und das Orchester ist der Verstärker, der dem Klavier einen Raum gibt.“ Die in den letzten Jahren entstandenen „Studien für Klavier solo“ (2011–2025) finden schließlich im Klavierkonzert Nr. 2 ihre Fortsetzung.
Beat Furrer fasst die Essenz seines neuen Klavierkonzerts folgendermaßen zusammen: „Das zweite Konzert beginnt mit schnellen Repetitionen von kleinen chromatischen Clustern, die durch ständige Veränderungen zu atemlos sprechenden Figuren werden und vollkommen in pochenden, weit aufgefächerten, nicht homogenen Orchesterklängen aufgehoben sind. Der Resonanzraum, den das Orchester dem Klavier öffnet, verändert sich jäh: verstärkt die Klänge des Klavieres oder stellt sich dem Klavier in dialogischen Passagen gegenüber. Es war mir wichtig, das Verhältnis des Soloinstruments zum Orchester fortdauernd in Bewegung zu halten, den Resonanzraum zu vergrößern bzw. zu verkleinern, um durch ständig transformierende harmonische Verhältnisse sich verändernde Perspektiven auf den Klang des Klavieres zu schaffen. Gerade in sehr tiefen Lagen des Klavieres können damit Spektren unterstützt, bzw. verstärkt und transformiert werden.“
Tessa Singer
(aus [t]akte 1/2025)