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Ein Jahrhundertzeuge. Ein Gespräch mit Gladys Krenek zu Ernst Kreneks 25. Todestag

Foto: Ernst und Gladys Krenek bei den Proben zum Oratorium Symeon, der Stylit 1988 in Salzburg

„Krenek hat eine unstillbare musikalische Neugier und ist gegenüber äußeren Einflüssen ohne weiteres zu der Einstellung fähig: Ich muss alles einmal versuchen … Seine Arbeit tendiert zum Lyrischen, Elegischen und Euphonischen: Qualitäten, die diese einmalig großzügige, in sich ruhende, friedfertige Persönlichkeit prägen. Er ist tatsächlich das Gegenteil eines ‚artist as egotist’.“ Kein Geringerer als Glenn Gould hat diese wunderbare Hommage formuliert. Obgleich der Name allseits bekannt ist, zählt Ernst Krenek zu jenen Klassikern des 20. Jahrhunderts, in deren Œuvre es noch vieles zu entdecken gibt. Gladys Krenek, die Ehefrau und treue Wegbegleiterin, starb am 5. Juli 2016 in Palm Springs, wenige Tage nachdem sie diese Fragen beantwortet hatte.

[t]akte: Auf dem Foto sind Sie zusammen mit Ernst Krenek 1988 in Salzburg bei den Proben zur UA seines Oratoriums Symeon der Stylit zu sehen. Es lässt einen sehr engen künstlerischen Dialog über Kreneks Musik erahnen. War seine Musik, sein Komponieren, seine Ästhetik eines Ihrer wichtigen Gesprächsthemen?

Gladys Krenek: Er hat mich nicht danach gefragt, was ich von seinen neuesten Werken halte. Und so war ich kein kritischer Kontrapunkt für ihn. Wir haben aber über seine musikalischen Ideen im Verhältnis zum Expressionismus diskutiert. Von meiner Seite habe ich immer angenommen, dass das, was er schreibt, bestimmt großartig ist.

2004 haben Sie mit Unterstützung der Republik Österreich die Ernst Krenek Privatstiftung in Krems ins Leben gerufen und hierfür unendlich viele Dokumente, Manuskripte, Briefe etc. eingebracht. Geht diese wichtige und vorbildliche Initiative auf einen Wunsch von Ernst Krenek zurück oder basiert das Ganze auf einer Idee von Ihnen?

Ein paar Jahre nach seinem Tod wurde mir immer klarer, dass all seine Originale und seine Werke im Allgemeinen nach Österreich gehen müssen. Und so habe ich die Initiative ergriffen, die zur Gründung der Stiftung führte.
 
Wie beurteilen Sie die heutige Wahrnehmung von Ernst Kreneks außerordentlich vielseitigem Œuvre als Komponist und als Schriftsteller?

Durch einige sehr gute CDs, die auch immer wieder im Radio zu hören sind, ist Kreneks Musik weltweit verbreitet. Außerdem kommen seine Kammermusik und die Lieder mehr in den Vordergrund, doch bei seinen Orchesterwerken gibt es noch viel zu entdecken. Sehr erfreulich ist, wie seine zunehmende Wahrnehmung sich in Symposien mit Konzerten in Universitäten widerspiegelt. Auch als Literat wird er immer bekannter.

Hierzu hat sicher die postume Publikation seiner umfangreichen, in Englisch geschriebenen Autobiographie Im Atem der Zeit mit beigetragen. Sie kam 1998 in deutscher Übersetzung heraus, in diesem Jahr wird eine englische Ausgabe erscheinen. Stellen wir uns vor, man könnte Ernst Krenek noch selbst interviewen und man würde ihn nach einem Wunsch fragen, der in Erfüllung gehen soll. Was würde er vermutlich antworten?

Ich denke, er würde sich wünschen, dass seine Werke auf einem so hohen Niveau aufgeführt werden sollten, dass sie eine Chance bekommen, wie von ihm intendiert wahrgenommen und richtig verstanden zu werden!

Und wenn Sie einen Wunsch frei hätten, wie würde er lauten?

Ich wünsche mir, dass seine Opern, sie bilden sein Hauptœuvre, entdeckt werden! So tolle Opern wie Chrysomallos, Orpheus und Eurydike, Pallas Athene weint, Leben des Orest, Der Sprung über den Schatten.

Die Fragen stellte Michael Töpel
(aus [t]akte 2/2016)

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