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Klaus Hubers Werke bei Bärenreiter

Klaus Huber bei Bärenreiter (Auswahl)

Quem terra. Marienhymnus (1955). Text von Venantius Fortunatus (lat.)
Soli: AT - Chor: SATB (1-st.) - 1,0,0,1 - 0,1,0,0 - Hfe - Str (Va,Kb) / 15’ / leihweise

Litania instrumentalis (1957)
2(Picc),2(Eh),2(BKlar),2 - 2,1,2,0 - Pk,Schlg -Str / 11’ / leihweise, Taschenpartitur käuflich

Oratio Mechtildis. Kammersinfonie für Kammerorchester mit Solo-Alt (1956/57). Text aus „Das fließende Licht der Gottheit“ von Mechtild von Magdeburg (mittelhochdeutsch)
Solo: A - 2(Picc),0,2(BKlar),2 - 2,1,0,0 - Pk,Schlg(2) - Cel,Glsp - Str / 25’ / leihweise, Studienpartitur käuflich

Auf die ruhige Nacht-Zeit für Sopran, Flöte, Bratsche und Violoncello (1958). Text: Catharina Regina von Greiffenberg – 12' / käuflich

Drei Sätze in zwei Teilen für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott (1959). 17’ / Stimmen und Studienpartitur käuflich

Soliloquia (Aurelius Augustinus). Oratorium (1959/1964)
- Intonatio (Abschnitt 1) Solo: T - Chor: SATB + SATB (jeweils 4-8-st.)- 2,1,2,1 - 1,0,0,0 - Pk,Schlg - Hfe - Str / (zusammen mit Pars prima) 38'
- Pars prima (Abschnitte 2–6) Soli: SATBarB - Chor: SATB + SATB (jeweils 4–8-st.) - 3,3,0,3 - 4,3,2,1 - Pk,Schlg - Hfe -Klav,Cel - Str / (zusammen mit Intonatio) 38'
- Pars secunda (Abschnitt 7) „Cuius legibus rotantur poli” Soli: SB - Chor: SATB (4–6-st.) - 3,2,2,2 -4,3,2,1 - Pk,Schlg - Hfe - Cel,Org (ad lib.) - Str / 22’
Intonatio mit Pars prima und Pars secunda auch einzeln aufführbar / leihweise

James Joyce Chamber Music für Harfe, Horn und Kammerorchester (1967)
Soli: Hfe,Hn - 2(2 Picc, 1 in G),0,Eh,1,BKlar,1 - 0,1,1,0 - Str / 18’ / leihweise

Klaus Hubers Schaffen, für das er mit dem Ernst von Siemens Musikpreis und dem Salzburg Preis 2009 ausgezeichnet wurde, umspannt mehr als ein halbes Jahrhundert. Maßgebliche Kompositionen aus den fünfziger und sechziger Jahren verdienen einen neuen Blick. Am 30. November wird Huber 85 Jahre alt

In seiner spirituellen Dimension, seiner politischen Stellungnahme, seinen strukturellen Errungenschaften ist Klaus Hubers Schaffen immer wieder als wegweisend wahrgenommen worden – trotzdem hatte der Generationsgenosse Nonos, Boulez’ und Stockhausens, der relativ spät auf dem großen Parkett der Neuen Musik aufgetreten war, mit eigenwilligen Konzepten immer wieder eine Einzelgängerposition inne. Umso aufschlussreicher ist es, die Werke jener früheren Schaffensperioden neu wahrzunehmen, mit denen Huber damals hervortrat, zumal sie bei einem unvermindert kreativ schaffenden Künstler leicht aus dem Blickfeld geraten. Allen voran harrt ein frühes Hauptwerk seiner Wiederentdeckung: Soliloquia für Soli, Chor und großes Orchester aus den Jahren 1959–1964.

Soliloquia

Das Oratorium Soliloquia nach den „Selbstgesprächen” des Augustinus geht, so der Komponist, „aus von dem ebenso demütigen wie großartigen Gebet des Aurelius Augustinus, welches Anrufung, Lobpreisung und Bitte in sich vereint und darüber hinaus in einer Vision, die ihresgleichen sucht, den ganzen Kosmos einbezieht”. In zwei Teilen, die sechs Sätze und einen großformatigen siebten Satz umfassen, vollzieht er in einer geradezu magischen Klanglichkeit die spiralförmig kreisende Form der Gebetstexte nach. Die Wirkung des „tiefernsten und dabei sensorisch fesselnden Werks” (H. H. Stuckenschmidt) ist der einer großen expressiven Spannweite und zugleich Geschlossenheit der Tonsprache. In symmetrischer Anordnung sind solistische Anrufung, engmaschige Klangreibungen meditativer Passagen, irisierende Instrumentalpartien und der Durchbruch des Hymnischen miteinander verzahnt. Im zweiten Teil vollzieht sich entlang der „stufenweisen Lobpreisung des Alls“ eine Steigerung hin zur klangmassiven hymnischen Exklamation. „So wie die Musik dieses Teiles das ‚Herzstück’ sein will – in sich selbst auf eine ‚innerste Mitte’ hin geordnet, so habe ich versucht, die Ausrichtung auf die Mitte hin in Augustins Worten selbst deutlich werden zu lassen: durch rückläufige Anordnung des Textes und die (zusätzliche) Interpolation von ‚Deus de Deo – Deus – Deus de Deo’.” Der zuerst entstandene zweite Teil von Soliloquia wurde 1962 in London unter Hans Rosbaud uraufgeführt. Dies war für Huber rückblickend „eine große Bestätigung. Ich spürte nun: ich kann jetzt stehen, kann mich exponieren und muss mich nicht zurückziehen.”

Andererseits, so hebt er hervor, stand ein Stück, das frühchrisliche Mystik vertont, damals „schief in der Zeit”, wurde als nicht auf die Gegenwart reagierend, „nicht wirklich zeitgenössisch“ wahrgenommen. Dies trifft auch auf weitere Kompositionen zu: In der Kammersinfonie Oratio Mechtildis für Kammerorchester mit Altstimme (1956/57) vertont er mittelalterliche Texte der Mechtild von Magdeburg, in Auf die ruhige Nachtzeit für Sopran, Flöte, Bratsche und Violoncello (1959) Barockgedichte der Catharina Regina zu Greiffenberg. Diese Partituren zeichnen sich durch große kompositorische Konzentration und spannungsvolle Gestaltung aus. In Oratio Mechtildis vertont Huber die verzückte Lyrik der Mystikerin. „Ich bin in dir und du bist in mir, wir moegen nit naher sin“ heißt es im zweiten Stück, die Minnelyrik Walthers von der Vogelweide ist nicht weit entfernt. Er komponiert eine schwebende, verinnerlichte Musik in vier weitgespannten Sätzen: auf stille Weise spannungsvoll. In diesen Stücken, die „… unserem Fortschrittsbewusstsein den mittelalterlichen Spiegel vorhalten” (H. K. Jung-heinrich) geht es kompositionstechnisch um das Schaffen beziehungsreicher Strukturen, die auf Hubers Auseinandersetzung mit dem Werk Weberns und des späten Strawinsky verweisen.

Instrumentale Mystik

Auch in dem frühen Orchesterwerk Litania instrumentalis aus dem Jahr 1957 ist diese konsequent konstruierte Innerlichkeit eindrücklich zu beobachten. Eine Art kompositorisches Programm des elfminütigen Orchesterstücks umreißt der Komponist stichwortartig in einer (später nicht veröffentlichten) Präambel: die „Entstehung melodischer Gebilde aus dem Dunkel unbestimmter Tonhöhen“ und „ möglichst vollkommene Einbeziehung jener linearen Gestalten in differenzierte Klangräume“. Ein dicht gearbeitetes Gewebe entsteht aus der Überkreuzung des (kaum wahrnehmbaren) frühreformatorischen Chorals „Vater unser im Himmelreich“ mit einer chromatischen Tonfolge.

„Fenster zur Innerlichkeit” der Dichtung von James Joyce will Klaus Huber in seiner James Joyce Chamber Music (1967) aufstoßen. In einem delikaten Dialog zwischen Harfe, Horn und Kammerorchester „meditiert” der Komponist über den „erschütternden seelischen Prozess” in Joyces Gedichtzyklus Chamber Music, Texten übrigens, die „dem mystischen Klang des Hoheliedes fast bestürzend nahe sind” (Huber). In Abschnitten wie Gedichtzeilen spürt er schwebenden Valeurs der Klangverbindungen von Harfe und vielfach geteilten Streichern und Blasinstrumenten nach, immer wieder auch quasi deklamierend im Horn und dem antwortenden Orchester. Kompositorisch wird mit Mikrotonalität, rhythmischen Verschiebungen, Aleatorik und Geräuschkomponenten gearbeitet. So entsteht eine filigrane Studie über den Wechsel von Halbschatten und irisierenden Farben, die eine reizvolle Balance zwischen scharfen Kontrasten und aufgefächertem Ausbreiten von Klangräumen herstellt – auch dies ein meisterhaftes Stück, das die Wiederbegegnung lohnt. Im Werkkommentar formuliert Huber ein grundsätzliches Prinzip seines Komponierens: „Ich möchte, daß meine Musik das Geheimnis, das sie meditiert, nicht aufschlüsselt, sondern vielmehr als Ganzheit bewahrt, daß sie dieses Rätselhafte zwar beleuchtet, von ihm widerhallt (oder dann schweigt), daß sie aber niemals das Numinosum auflöse …”                                             

Marie Luise Maintz

aus: [t]akte 2/2009


Claus-Steffen Mahnkopf über „Soliloquia”

Es gibt mehrere Gründe, warum man gerade heute Klaus Hubers zweiteiliges Oratorium Soliloquia für Soli, Chor und großes Orchester aus den Jahren 1959-64 aufführen sollte. Zunächst wurde in diesem Jahr der Komponist mit dem Salzburg Preis 2009 und dem Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet und damit dessen in jeder Hinsicht vielseitige und entdeckungswürdige Lebensleistung gewürdigt. Alle größeren Werke sollten weltweit erklingen, damit sich die interessierte Öffentlichkeit ein Bild, ja ein Ohr von dieser eindrucksvollen Musik machen kann. Zugleich zeigt jenes Werk die große konzeptuelle und musikalische Kraft, die der Komponist bis heute, bis ins hohe Alter hat bewahren und festigen können. Soliloquia ist aber auch aus einem besonderen Grunde heute wieder oder wieder erneut aufführungswert: Es war schon damals unzeitgemäß und würde heute, da das Repertoire der engeren Avantgarde von einst dominiert, einen anderen Blickwinkel auf diese Zeit erlauben. Die Soliloquia wären eine Entdeckung.

 

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