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Dem Schweigen entrissen. Zum Neusatz der 1. Sinfonie „Tu solus“ von Heinz Winbeck

Heinz Winbeck
I. Sinfonie (Tu Solus), 1983 (Neufassung 1985, rev.)

Besetzung: 4(2Picc),4,3,BKlar,TSax,3,Kfag – 6,4,4,1 – Harm, Cel, Pk, Schlg (5) – Str

Aufführungsdauer: ca. 40 Minuten

Verlag: Bärenreiter-Verlag, BA07129, Aufführungsmaterial leihweise

Ein zehnminütiges Orchestertutti, das aus einer „archaischen Unisonobewegung“ und „jambischen Schlagzeugakzenten“ besteht, eröffnet die einsätzige Erste Sinfonie von Heinz Winbeck mit geradezu elementarer Wucht. Danach folgen auch ruhigere Passagen, doch der Grundgestus der Musik bleibt ein angstvoll getriebener. Dazwischen erklingen immer wieder Allusionen bzw. direkte Zitate aus Gustav Mahlers Dritter und Zehnter Symphonie, gleichsam als klingend zum Ausdruck gebrachte Sehnsucht und Beschwörung einer anderen, humaneren Welt. „Tu solus“ nannte Heinz Winbeck (1946–2019) vieldeutig seine Erste Sinfonie, was zum einen auf das Gloria des katholischen Ritus, zum anderen aber auf die absolute Isolation im Sinne eines „Du bist allein“ verweist, und widmete sie „Dem Andenken an Sophie Scholl“.

Nach der Uraufführung bei den Donaueschinger Musiktagen 1984 waren die Reaktionen noch verhalten, und Winbeck zog das Werk zunächst zurück, um vor allem den Schluss grundlegend zu überarbeiten. Bei der Uraufführung der Neufassung im Jahr darauf in München, im Rahmen der Reihe „Musica viva“, wurde die Sinfonie begeistert aufgenommen und schaffte schließlich den Sprung über den Atlantik, wo sie im Sommer 1988 in Santa Cruz beim Carillo-Festival ihre amerikanische Erstaufführung erlebte. Dennoch rang der Komponist immer noch mit seiner Ersten und untersagte weitere Aufführungen, um nochmals  Revisionen vorzunehmen. Das komplette Aufführungsmaterial wurde vom Komponisten makuliert, weit über dreißig Jahre lang konnte die Sinfonie nicht mehr gespielt werden. Nach dem Tod Winbecks galt es, diese Lücke zu füllen. Auf Anregung der Witwe des Komponisten nahm sich Ines Lütge, eine Schülerin und enge Vertraute, der Herkulesaufgabe an und erstellte anhand der hinterlassenen Quellen einen Neusatz der letztgültigen Fassung. Das komplette Material liegt nun vor, so dass die Musik, die an Aktualität nichts eingebüßt hat, vierzig Jahre nach ihrer Entstehung endlich wieder erklingen und dem Schweigen entrissen werden kann.

Robert Krampe
(aus „[t]akte“ 2023)

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