Sandstürme, Banditen und eine hilfsbereite Schlange: Im Kinderstück „Ali Baba und die 40 Streicher“ ist viel los. Sogar ein Walzer erklingt im fernen Arabien. Am Ende dürfen die Streicher zusammen mit den Bläsern wieder für den Großwesir spielen.
Was ist eigentlich aus Ali Baba geworden, dem Helden des berühmten Märchens um eine sagenhafte Schatzhöhle, nachdem er all die Reichtümer gefunden hatte? Dieser Frage geht das neue Konzertmärchen von Jörg Schade und Franz-Georg Stähling nach
Tatsächlich weiß der Märchenerzähler Muraf zu erzählen, dass der orientalische Held Ali Baba nun als Klarinettist am Hofe des Großwesirs Abdul Ben Demhachmat dient. Der musikliebende Herrscher lässt sich allmorgendlich von seinem hofeigenen Streichorchester aus dem Schlaf musizieren. Doch auf inniges Bitten seiner neuen Frau – Suleika, der Anmutigen – müssen die Streicher für ein Blasorchester Platz machen, dessen markante Töne der neuen Herrscherin viel besser gefallen. Schweren Herzens schickt der Großwesir seine Streicher in die Wüste. Doch ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt dem wackeren Orchester: Gelingt es den Musikern innerhalb kürzester Zeit, einen fliegenden Teppich herbeizuschaffen, sollen sie am Hofe wieder geduldet sein
Also machen sich Geigen, Violoncelli, Bratschen und Kontrabässe gemeinsam mit Ali Baba und dem Schlagzeuger Jossi auf den beschwerlichen Weg durch die Wüste, denn in der Schatzhöhle, die Ali Baba einst entdeckte, glaubt er unter all den Schätzen auch einen fliegenden Teppich gesehen zu haben
Doch bei dieser abenteuerlichen Reise der Orchesterkarawane müssen die geplagten Musiker allerlei Gefahren trotzen. Sie müssen Sandstürme überstehen, eine wilde Banditenbande mit Walzerklängen besänftigen und einer einsamen Schlange ein Ständchen bringen. Mit Hilfe dieses musikalischen Reptils können sie schließlich auch das geheimnisvolle Eingangstor der Schatzhöhle öffnen, da Ali Baba leider das Zauberwort vergessen hat. Unter den Schätzen findet sich zunächst kein fliegender Teppich, doch nachdem das Orchester ein letztes trauriges Abschiedskonzert gegeben hat, offenbart sich ein kleiner Teppichläufer, der die ganze Zeit unter dem Schlagzeug ruhte, als ein Vertreter der fliegenden Teppiche. In letzter Minute kann Ali Baba den Palast erreichen und da er die erforderlichen Geldmittel für zwei Orchester aus der Schatzhöhle gleich mitbringt, haben von nun an das Streichorchester und das Blasorchester als vereinigter Klangkörper für das wohlklingende Wecken aller Palastbewohner zu sorgen.
Die Musik zu diesem Konzertmärchen hat Andreas N. Tarkmann komponiert. Dem arrivierten Komponisten zahlreicher erfolgreicher Orchesterstücke für Kinder- und Familienkonzerte, darunter Der Mistkäfer, Na warte, sagte Schwarte, Die Prinzessin auf der Erbse und Die verlorene Melodie (alle über die Alkor-Edition lieferbar), ist wieder eine farbige, brillant instrumentierte Musik gelungen, die bei der Uraufführung in der Düsseldorfer Tonhalle große Begeisterung auslöste. Das besondere Konzept dieser Partitur ist die Einbindung zweier Klangkörper: Neben dem professionellen Orchester (mit nur zwei Bläsern, Schlagzeug und Streichern) wirkt auch eine Blaskapelle mit, die durchaus von guten Laien (etwa einem Jugendblasorchester) gespielt werden kann. Ganz der Geschichte folgend, spielen beide Orchester erst am Schluss zusammen – als dramatischer und musikalischer Höhepunkt. Die Musik Tarkmanns verdeutlicht auf das Anschaulichste die Geschichte von Ali Baba und den 40 Streichern. Neben hauptsächlich eigenen Kompositionen finden auch zwei Sätze aus der Janitscharenmusik zu Mozarts Entführung Verwendung, sowie der Ägyptische Marsch von Johann Strauss jr. Dieser Marsch ist auch die Vorlage zu einem Lied von Schade und Tarkmann („Der Marsch durch die Wüste“), in das alle mit einstimmen dürfen.
FGS
(aus [t]akte 1/2010)