Hans Christian Andersens berühmtes Märchen über Lüge, Selbstbetrug und Eitelkeit als heiter-satirisches Singspiel aus der Feder des tschechischen Komponisten Miloš Vacek (1928–2012), dessen Musik in ihrer volkstümlich zupackenden Rhythmik ebenso wie in ihren zauberhaft lyrischen Momenten ganz in der Tradition Smetanas und Dvořáks steht.
Hochnäsige Gecken bevölkern den Hof von Kaiser Maximilian von Eitelstein: Neben der heiratswütigen Prinzessin Culifinda, einer wahren Nervensäge, treiben die beiden intriganten Minister Alfred Schönling und Benedikt Wachsam ihr Unwesen. Und der Hofmeister seiner Majestät achtet darauf, dass auch bei den jungen Besuchern im Publikum kein Hemdknopf fehlt und die Hose richtig sitzt.
Kleider bestimmen das Leben am Hof des Kaisers, die Eitelkeit regiert. Da nimmt es nicht Wunder, dass die beiden Freunde Jan und Barnabas, die irrtümlich für Schneider gehalten werden, leichtes Spiel haben, wenn es darum geht, den wirklich allerletzten Modeschrei zu kreieren: eine Robe, die für Dumme nicht zu sehen ist! Oder die nur die Eitlen zu sehen glauben? – Aber selbst im Reich Kaiser Maximilians gibt es noch ein paar vernünftige Menschen, die sich nichts vormachen lassen, allen voran natürlich die Kinder, die als erstes über den halbnackten Kaiser lachen …
Für all seine, auch in ihrer Lächerlichkeit stets liebenswerten Figuren findet Miloš Vacek abwechslungsreiche Töne: Ob schrille Koloraturen für Prinzessin Culifinda, ein kerniges Strophenlied für den resoluten Gastwirt oder weit ausladende Melodiebögen für die beiden Verliebten – stets lässt die schwungvolle Musik die tschechischen Wurzeln ihres Komponisten durchscheinen.
Ulrich Lenz
(aus [t]akte 2/2013)