Mit In Frisco ist der Teufel los landete Guido Masanetz einen Volltreffer für die Bühnen der DDR und ihrer Nachbarländer. Die spritzige Operette hätte neue Inszenierungen verdient. Vielleicht zum 100. Geburtstag ihres Schöpfers in zwei Jahren?
Wer von dem älteren Operettenpublikum kennt nicht „Seemann, hast du mich vergessen?“, „Was ist los in San Francisco“, „Mein Schiff sank bei Kap Horn“ und andere zündende Melodien aus In Frisco ist der Teufel los von Guido Masanetz? Auch fünfzig Jahre nach der Uraufführung begeistern diese beinahe zum Schlager gewordenen Titel das Publikum, sei es zu den Elblandfestspielen Wittenberge oder zum Neujahrskonzert im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt. Am Pult stand jeweils der hochbetagte Komponist, der Solisten, Chor und Orchester mit jugendlichem Schwung beflügelte.
Mit der Operette In Frisco ist der Teufel los gelang Masanetz der kompositorische Durchbruch. Unter dem Titel Wer braucht Geld? fand das Werk bei seiner Uraufführung am 17. November 1956 zwar nicht sofort die erhoffte Resonanz beim Publikum des Berliner Metropol-Theaters, doch die Neufassung, nun mit dem Titel In Frisco ist der Teufel los (Henschel Verlag für Musik, Vertrieb Bärenreiter • Alkor), fand am 23. März 1962 ungeteilten Beifall. Frisco trat seinen Siegeszug über beinahe sämtliche Bühnen der DDR, Polens, Ungarns, der Tschechoslowakei und Estlands an.
Das Textbuch von Otto Schneidereit in der Neubearbeitung von Maurycy Janowski basiert auf einer historischen Begebenheit. Das Alkoholverbot in den USA hatte zwischen 1920 und 1930 eine riesige Schmuggelei ausgelöst. In „Frisco“ versucht die Barbesitzerin Xonga Miller, mit Hilfe von 5.000 Flaschen Whisky eine Immobilie, das Hotel Nevada zu ergaunern. Nach nicht unerheblichen Verwicklungen kann jedoch der rechtmäßige Erbe, der Barkassenführer Anatol Brown, Nevada sein Eigen nennen, um es schließlich alten Seeleuten als Ruhesitz zur Verfügung zu stellen.
Der Handlung entsprechend finden sich in der Partitur Charleston, Blues und Marsch. Die Melodik und Rhythmik ist vielfach folkloristisch geprägt. Hervorgehoben sei die gekonnte Instrumentation.
Dem am 17. Mai 1914 in dem Städtchen Friedeck am Fuße der Westbeskiden (Mähren) geborenen Guido Masanetz wurde die Musik gleichsam in die Wiege gelegt. Zum einen beeinflusste das musizierfreudige Elternhaus, zum anderen die mährische Volksmusik seine Begabung. Vom achten Lebensjahr an erhielt er Unterricht in Klavier und Musiktheorie und bald stand für ihn fest, Konzertpianist zu werden. Masanetz vervollkommnete seine musikalischen Studien in Mährisch-Schönberg und Pilsen. Während der Stummfilmzeit verdiente er sich als Pianist seine ersten Gagen, anschließend arbeitete er als Ballettrepetitor am Brünner Stadttheater und als Militärmusiker in Bautzen. Nach dem Krieg wirkte er u. a. als Kapellmeister am Stadttheater Zittau und als musikalischer Oberleiter des Staatlichen Volkskunstensembles. Er konzertierte als Pianist und dirigierte, vorwiegend am Metropol-Theater, eigene Werke. Sein Werkverzeichnis ist umfangreich. Er schrieb Instrumental- und Vokalmusik, bearbeitete Volkslieder und Operetten (u. a. Der Bettelstudent), schrieb Lieder, auch für Anneliese Rothenberger und Rudi Schuricke. Wie ein roter Faden ziehen sich seine zahlreichen Kompositionen für das Musiktheater durch das gesamte Schaffen. Für seine Verdienste als Komponist und Dirigent erhielt Masanetz Preise und Ehrungen.
Am 17. Mai 2014 wird sich der Geburtstag des Meisters zum 100. Male jähren. Ein Frisco-Comeback wäre für ihn wohl das schönste Geschenk!
Hans-Jürgen Schneider