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„Gebet für die Heimat“ - Bohuslav Martinůs „Feldmesse“ im Urtext

Bohuslav Martinů
Polní mše (Feldmesse) H 279. Hrsg. von Paul Wingfield
Besetzung: Bariton solo, Männerchor, Ensemble:  2,0,2,0 – 0,3,2,0  – Pk, Schlg – Harm, Klav
Verlag: Bärenreiter Praha. Studienpartitur TP 573, Chorpartitur BA 10581, Partitur + Aufführungsmaterial leihweise

Im Pariser Exil komponierte Bohuslav Martinů seine „Polní mše“. Das beliebte Werk für Männerchor und Ensemble liegt nun in einer verlässlichen Edition vor.

Die Feldmesse (Polní mše), H 279, eine Kantate für Solo-Bariton, Männerchor, Blas-, Tasten- und Schlaginstrumente, begann Bohuslav Martinů im Herbst 1939 in Vieux-Moulin zu schreiben und stellte sie im November desselben Jahres in Paris fertig. Er komponierte sie auf einen Text von Jiří Mucha, der für diese Kantate entstand. Er wird umrahmt von Auszügen aus der Bibel, konkret von Teilen aus dem Messordinarium: dem Vaterunser am Beginn und einigen Psalmen am Ende. Jiří Mucha arbeitete zu dieser Zeit als Pariser Korrespondent der Tageszeitung Lidové noviny und gehörte zusammen mit Martinů zu einer Gruppe von Emigranten mit einem sehr starken Zusammenhalt. Beide beteiligten sich aktiv am tschechoslowakischen Widerstand in Frankreich, organisierten verschiedene politisch ausgerichtete Kulturveranstaltungen.

Mucha wirkte auch als Redakteur der in Paris erscheinenden Zeitschrift Československý boj, in dem Martinů in einem Artikel unter der Überschrift „Gruß an die Heimat“ vom 4. November 1939 einen tieferen Einblick in die Absicht der Feldmesse veröffentlichte: „Ich muss gestehen, eigentlich ist dies keine Messe, es handelt sich um eine Art Gebet für die Heimat und um Sehnsucht nach der Heimat, die ich in Tönen für uns alle vermittle, und da wir keine Kathedrale haben und auch keine Kirche oder etwas anderes, haben wir uns im Feld getroffen, wie Arbeiter, Soldaten, im Feld, wo überall, über uns, um uns herum ein breiter Raum ist, wo sich die Menschen gegenseitig besser verstehen, wo sie immer mehr Mensch sind als anderswo. Es ist ein Gebet für Männerchor, begleitet von Trompeten und Pauken, militärischen Signalen und einem Marsch der Trommeln, trotzdem aber ruhig, voller Hoffnung und an die Zukunft glaubend.“

Ihre Uraufführung erlebte die Feldmesse erst nach dem Zweiten Weltkrieg, am 28. Februar 1946 in Prag in einer Aufführung durch die Tschechische Philharmonie und den Chor des Tschechoslowakischen Rundfunks unter der Leitung von Rafael Kubelík, der Komponist war nicht anwesend. Im Jahre 1947 erschien die Komposition gedruckt im Verlag Melantrich. 1949 wurde die Komposition an der Princeton University aufgeführt, wo Bohuslav Martinů einige Jahre als Pädagoge tätig war. Zu diesem Zweck wurde die bereits vorliegende englische Übersetzung der Frau Jiří Muchas, Geraldine Thomsen, überarbeitet, die wahrscheinlich für die Melantrich-Ausgabe angefertigt wurde (hier ursprünglich mit dem nicht richtig übersetzten Titel „Military Mass“). Die Komposition wurde bald sehr populär und erlebte bereits zu Lebzeiten des Komponisten viele weitere Aufführungen, oft wurde sie beispielsweise vom holländischen Ensemble „Die Haghe Sanghers“ aufgeführt.

Die neue Urtext-Ausgabe geht aus dem Band der Gesamtausgabe des Werkes von Bohuslav Martinů hervor und bietet eine neue kritische Edition dieses Werks, basierend auf dem Studium aller zugänglichen Quellen, und legt im Zusatz zum Notentext den ursprünglichen, nie veröffentlichten Schluss der Komposition mit dem Text eines tschechischen geistlichen Liedes aus dem 14. Jahrhundert, „Jezu Kriste štědrý kněže“ (Jesus Christus, heiliger Priester), vor. Diesen abschließenden Teil änderte Martinů gleich nach der Fertigstellung der Feldmesse im Dezember 1939.

Jitka Zichová
(aus [t]akte 1/2020)


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