Ľubica Čekovskás Violinkonzert wurde am 15. September in Gera durch die Philharmonie Thüringen unter der Leitung Howard Armans mit Milan Pala als Solist uraufgeführt. Das Stück lebt von großen Steigerungen und wilder Motorik.
„Es ging mir vor allem darum, die Schönheit, die einfache Klarheit des Geigenklangs zu zeigen“. Ľubica Čekovská lässt in ihrem 2008/2009 komponierten Konzert für Violine und Orchester das Soloinstrument mit einem markanten Ruf ansetzen, der sich sogleich im Orchester vervielfältigt. Die expressive Geste exponiert die Violine wie eine ausdrucksvolle Gesangsstimme, die im gesamten Stück mit dem dialogisierenden Orchester verschränkt wird – bis kurz vor dem Ende: in einer Kadenz ganz am Schluss wird dem Soloinstrument Freiheit gegeben, sich unabhängig vom Orchester mit seinen virtuosen Möglichkeiten zu entfalten.
Čekovskás Violinkonzert ist als eine große Steigerungswelle in drei Teilen konzipiert, mit energetischen Rahmensätzen und einem langsamen Mittelsatz, der „Sognando, misterioso, triste“ überschrieben ist, einer intensiven Klangstudie, die von einem gleichmäßigen Pulsieren getragen ist. „Das Konzert ist voller emotionaler Spannung. Mir war vor allem wichtig, eine reiche harmonische Entwicklung sich entfalten zu lassen. Dabei mag ich Formen, die eine große Steigerung vollziehen. Hier gipfelt das Stück in einer wilden, rhythmischen, expressiven Musik im dritten Satz.“ Das Finale, „Ritmico“, treibt in wilder Motorik des Orchestersatzes voran, vor dem die Solovioline in markanter Figuration agiert – wie ein befreiender Tanz am Ende einer spannungsreichen Geschichte.
Kompositionstechnisch ist das Material der drei Sätze aufs Engste verflochten. Ľubica Čekovská lässt alle Details des Satzes in Beziehung zueinander treten: „Mir geht es immer darum, dass das gesamte Material genutzt wird und miteinander korrespondiert. Ich stelle nie unabhängige Ideen nebeneinander, sondern lasse sich die Entwicklung wie einen Dialog des Materials vollziehen, als würden die Handlungsfäden einer Geschichte miteinander verknüpft.“
Auch Adorations, 2004–2006 komponiert und in Bratislava uraufgeführt, birgt in großer klanglicher, farbenreicher Intensität eine solche geheimnisvolle Aussage. „Auch dieses zweiteilige Stück ist auf der Basis eines einzigen thematischen Impulses, bestimmter rhythmischer Elemente komponiert. Im Zentrum steht ein Dialog zwischen Harfe und drei Flöten, der vom Orchester eingehüllt wird.“ Das Orchesterstück erfährt am 20. April 2011 seine deutsche Erstaufführung in Gera.
Marie Luise Maintz
aus [t]akte 2/2010