In mia vita da vuolp
„In meinem Leben als Fuchs / war ich alles und alles / war ich auch das Licht / die Sonne mein Antlitz / makellos …“ Die faszinierende Dichtung der Schweizerin Leta Semadeni wird zum Ausgangspunkt von Beat Furrers In mia vita da vuolp (Uraufführung: 14.9.2019 Rümlingen mit Rinnat Moriah [Sopran] und Marcus Weiss [Saxophon]). Aus der gleichnamigen Sammlung der Lyrikerin komponiert er fünf Texte, deren weitere Titel lauten: „Erinnerung an ein erschlagenes Pferd“, „Kasimir hat Liebeskummer“, „Im Weltraum“, „In den Nächten“ – alle gleichermaßen enigmatisch und bilderreich. Beat Furrer fächert für den Farbenreichtum des Saxophons den Tonraum noch weiter auf als bisher: Ein einziges unaufhaltsames Glissando zieht in der ersten dieser Allegorien des Todes den Klangraum in den Abgrund, in den Abwärtsbewegungen treten immer andere Klanglichkeiten des Saxophons hervor. Wie ein Schatten, der in immer anderen Erscheinungsweisen den Gesang begleitet, färbt das Instrument in vielfach aufgefächerten Spielweisen den Gesang. „In den Nächten / am Rande des Dorfes / wo ich wohne / am Rande der Dinge / schnappen / die Klingen / des Winters / nach mir“ – endet das letzte Lied. Wie ein Schatten, der in immer anderen Erscheinungsweisen den Gesang begleitet, färbt das Saxophon diesen in vielfach aufgefächerten Spielweisen. Der Schluss lässt die Gesangsstimme in Saxophonmehrklängen mit komplexer Harmonik gleichsam verschwinden
Ensemblestück mit Klarinette für Donaueschingen
Einem eng verwandten und doch grundverschiedenen Instrument widmet Beat Furrer sich in seinem neuen Werk für Klarinette und Ensemble für das Ensemble intercontemporain. Darin geht es ihm um die „Linie der Klarinette, um die Erscheinung dieses Soloinstruments. Alles wird Teil dieser Linie.“ Die Aufsplitterung der Solostimme in ganz verschiedene Klangqualitäten vollzieht sich in der ersten Phase des Werks. Die Klarinette wird in ihrer linearen Bewegung durch einzeln hinzutretende Instrumente verfärbt. Im großformalen Ablauf vollzieht sich ein Auffächern der Solostimme in komplexe klangliche Strukturen. Zwei Strukturen sind ineinander geführt, eine linear verlaufende und eine „kaleidoskopische“. Auf eine Verschiebung der Zeitlichkeiten zielt dieses Ineinander vielfacher Schichten. Das Stück entwickelt sich hin zu einem Unisono, in eine Quasi-Kadenz am Schluss, in der das ganz Ensemble in der Linie der Klarinette aufgeht.
MLM
(aus [t]akte 2/2019)