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Neue Bühnenwerke von Thomas Adès und Torsten Rasch

Verlag: Faber Music, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor

Thomas Adès: Inferno

Als die konzertante Fassung von Thomas Adès’ Ballett Inferno im Mai 2019 vom Los Angeles Philharmonic unter Gustavo Dudamel uraufgeführt wurde, erhielt das Werk bereits deutlich vor Ende großen Beifall. Zwei Monate später fand eine ebenfalls umjubelte Aufführung im Rahmen einer Thomas-Adès-Tanzproduktion statt, an der wiederum das LA Philharmonic, das britische Royal Ballet und Wayne McGregor mitwirkten. Unter der Leitung von Adès kamen an diesen Abenden auch McGregors Choreographie Outlier zu Adès’ Violinkonzert (mit Leila Josefowicz) sowie eine neue Choreographie zu In Seven Days mithilfe einer KI-Technologie von Google (mit Kirill Gerstein am Klavier) auf die Bühne. Tacita Dean trug mit ihrem Bühnenbild dazu bei, Inferno zu einem besonderen Hingucker zu machen.

Der erste Teil des abendfüllenden Balletts Inferno – angelehnt an Dantes Göttliche Komödie – erstreckt sich über 45 Minuten bzw. 13 Abschnitte in der Partitur. Im Geiste von Liszt könnte man es als Karneval bezeichnen, aufrührerisch und makaber. So erklärt Adès gegenüber der Los Angeles Times: „Liszt sind die Hölle und das Dämonische eigen. Ich habe mir angeschaut, wie er das gemacht hat, und diese Klänge, aus der seine Musik erwuchs, waren wie lebendige Kulturen. Ich konnte sie in andere Passagen einbetten, und daraus entstand etwas ganz Neues. Daher changiert die Musik von Inferno zwischen mir, Liszt und allem, was dazwischen liegt. Ich wollte dabei dieses sonderbare Gefühl erzeugen, als würde man in die Vergangenheit zurückfallen.“

In seinem ersten explizit für Ballett konzipierten Werk demonstriert Adès ohne Zweifel sein intuitives Verständnis für Tanz zu komponieren. Von dem fesselnden Auftaktstück „Abandon Hope“ bis zum Finale, in dem Satan in einem gefrorenen See dargestellt wird, bevor Dante und Virgil aus der Hölle steigen und die Sterne sehen, hält uns Adès in seinem Bann. Eine düstere Wiedergabe von Liszts La Lugubre Gondola führt den Fährmann ein, der tote Seelen über den Fluss Styx rudert, während ausgefallene Orchestrierungen der virtuosen Klavierstücke Bagatelle sans tonalité und Grand Galop Chromatique in große Tumulte von orchestralem Klang verwandelt werden, die die manischen, geradezu teuflischen Energien der Musik verstärken.

„Spectacular … Inferno, the first half of what will eventually be a full-length Dante ballet, makes an uproarious heaven of hell …  McGregor’s style fits Adès’ well. The choreographer’s characteristic mix of fluid movement and sudden change of direction for this limb or that, effortless lifts that suggest flight, limn the bigger gestures of the music … Each movement has a vivid musical character.“
Mark Swed, The Los Angeles Times 14.7.2019

Inferno wird am 6. Mai 2020 in London im Rahmen eines von Wayne McGregor choreographierten Tanzabends unter dem Titel The Dante Project zur Aufführung gebracht. Die musikalische Leitung hat Adès, Tacita Dean gestaltet Bühnen- und Kostümbild.

 

Torsten Rasch: Die andere Frau

Die ausdrucksstarke Gestaltung von Torsten Raschs Musik – sein Fluss, seine Sicherheit im größten Stil und seine außergewöhnliche Fähigkeit, eine lebendige und persönliche Klangwelt um den Geist anderer zu spinnen – macht ihn zu einem natürlichen Komponisten für die Bühne. Seine erste Oper Rotter (2007) wurde einem Stück des ostdeutschen Dissidenten Thomas Brasch nachempfunden, während er für seine zweite Oper, The Duchess of Malfi (2010), mit der Theatergruppe Punchdrunk zusammenarbeitete. Daraus entstand eine Adaption von John Websters ergreifender Rachetragödie, die von der Presse gefeiert wurde. Es folgte 2019 im Konzerttheater Bern Die Formel, ein interdisziplinäres Werk für Gesang, Schauspiel und Orchester.
Seine neue Oper Die andere Frau schrieb Rasch für die Semperoper Dresden, die dort am 16. Mai 2020 aufgeführt wird. Das Libretto, in dem sich der Autor mit der biblischen Geschichte von Abraham, Sarah und Hagar beschäftigt, stammt von Helmut Krausser. Darüber hinaus handelt das Werk von einer spannenden Liebesgeschichte und begibt sich auf Spurensuche nach den Ursprüngen der abrahamitischen Religionen. In Immo Karamans Inszenierung wird das Publikum buchstäblich zum Mittelpunkt des Abends: Der Regisseur platziert es auf die Bühne des Opernhauses. Roland Kluttig wird dirigieren. 

Faber Music
Übersetzung: Salome Obert
(aus [t]akte 1/2020]




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