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Reise in die Unterwelt. Die Kurzoper „Cave“ von Tansy Davies

„A shimmeringly atmospheric soundscape… What one is left with is often beautiful in sound, a threnody always haunting and unsettling in implication.“
Rupert Christiansen, The Telegraph, 21 June 2018
 
Tansy Davies
Cave. Chamber opera in eight scenes. Text: Nick Drake (Eng)
Besetzung: Mezzosopran, Tenor – Ensemble: Klarinette (Bklar), Fagott (Kfag), Horn, Harfe, Violine, Kontrabass – Live-Elektronik (1–2 Spieler)
Aufführungsdauer: 60 Minuten
Verlag: Faber Music, Vertrieb: Bärenreiter · Alkor

Foto (Manuel Harlan): Mark Padmore bei der Uraufführung von „Cave" in London

Seit der Uraufführung ihrer preisgekrönten Oper Between Worlds (2014) genießt Tansy Davies anhaltende internationale Aufmerksamkeit. Das 2016 entstandene Konzert Forest für vier Hörner und Orchester wurde vom Philharmonia Orchestra, den New Yorker Philharmonikern und dem Warschauer Herbst Festival in Auftrag gegeben. Die Spielzeit 2018/19, die Davies als Composer in Residence am Concertgebouw Amsterdam verbrachte, gipfelte in einem neuen Werk für das „Asko|Schönberg“-Ensemble mit dem Titel Soul Canoe. Diesen Herbst tritt sie ihre Stelle als Lehrbeauftragte für Komposition an der Jacobs School of Music in Bloomington, Indiana, an.


Cave

Im Sommer 2018 feierte Tansy Davies’ Kammeroper Cave in der großen Lagerhalle von Printworks in London Premiere. Die London Sinfonietta und die Royal Opera inszenierten das Stück gemeinsam mit Mark Padmore und Elaine Mitchener in den Hauptrollen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Librettisten Nick Drake wird hier nach der Oper Between Worlds 2014 fortgesetzt: In dem 60-minütigen Werk begleiten wir einen trauernden Vater auf der Suche nach Überleben und Erneuerung in einer von Umweltkatastrophen geplagten Welt. Bei dem verzweifelten Versuch, eine Beziehung zu seiner Tochter herzustellen, begibt sich der Mann, von Padmore gesungen, in eine dunkle Höhle und tritt eine Reise in die Unterwelt der Geister an, in eine Welt, der Mitchener ihre Stimme verleiht. Die Regie führte Lucy Bailey, die London Sinfonietta wurde von Geoffry Paterson dirigiert und das Sounddesign leiteten Sound Intermedia und Rolf Wallin.

Die geniale Kombination der beiden bemerkenswerten und äußerst gegensätzlichen Gesangstalente macht den Erfolg der Oper aus. Padmore, einem britischen lyrischen Tenor par excellence, steht Mitchener gegenüber, eine furchtlos experimentelle Sängerin, die sich in einem aufregenden Wechselspiel entweder strikt an den Notentext hält oder wild improvisiert. Manchmal trennen die Sänger Welten, manchmal sind sie das vage Echo des anderen, und, in manchen der berührendsten Stellen der Oper, verschmelzen ihre Stimmen zu einem wundersamen Gemisch. Die schiere Bandbreite der vokalen Ausdrucksformen in diesem Werk ist beeindruckend: von Sinuston-Gesängen, sich schlängelnden, kantablen schamanischen Gesängen und trällernden Imitationen des Vogelgesangs bis hin zu Schmerzensschreien, kehligen Jammerlauten und einer Reihe furchteinflößender, durch ein Megaphon gebellter Krächzer. Beim Singen schütteln die beiden Sänger Rasseln und Mitchener spielt in einer der Ausbrüche wilder schamanischer Energie die Basstrommel.
Cave erscheint als Schlüsselmoment in Tansy Davies’ bisherigem Werdegang als Komponistin. Die neu gefundene Weiträumigkeit und harmonische Leichtigkeit werden mit den wiederkehrenden Rhythmen vereint, die lange Zeit die treibende Kraft ihrer Werke waren. Über acht Szenen hinweg erschaffen sechs Instrumentalisten eine verführerisch schillernde Klangwelt, in der die Harfe immer wieder markant hervortritt. In entscheidenden Momenten nehmen die Instrumentalisten die Rolle von Solisten an: Ein Horn jagt die natürliche Obertonreihe hinauf in breiten, aufsteigenden Wogen; in der Stratosphäre erklingt ein Duett zwischen Klarinette und Mitcheners zwitscherndem Gesang; ihm gesellt sich später wiederum die Geige mit einem volkstümlich trällernden Wiegenlied hinzu. Alles ist eingebettet in einer riesigen, sich langsam bewegenden Höhle aus elektrischen Klängen (basierend auf Davies’ dunkel schimmerndem Stück für Streichorchester Dune of Footprints), welche die verlockenden Harmonien birgt, die das Fundament des Stücks bilden.

Faber Music
(aus [t]akte 2/2019 – Übersetzung: Ina Rudisile)
 

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