Die Komponistin Charlotte Seither und ihr vielgestaltiges Schaffen stehen im Fokus einer besonderen Konzertreihe und weiterer Aktivitäten. Ein Porträt in zwölf Konzerten findet ab Juni 2012 als Begleitprojekt zur dOCUMENTA 13 in Kassel statt.
„Weg mit Abschied“ nennt Eckhard Manz, Kantor an St. Martin Kassel, und Initiator des Projekts, diese Möglichkeit, der Musik von Charlotte Seither zu begegnen. Die Konzertreihe ist ein Porträt in zwölf Genres, vom Solorecital bis zum Orchesterkonzert, vom szenischen Abend bis zum Akademieprojekt. Immer ausgehend von einem Schaffensschwerpunkt der Komponistin gibt es Musik im Dialog der Künste. Jedes Weitergehen ist ein Abschied: Das Motto thematisiert den Aufbruch ins Offene und ein Künstlerbild, das die Suche nach dem Unbekannten zum Prinzip erhebt. So spiegeln sich in einem Soloklavierabend mit Markus Bellheim Franz Schuberts Wandererfantasie und Franz Liszts Années de Pèlerinage in Seithers Itinéraire, oder es werden an einem Akkordeon-Soloabend mit Margit Kern Seithers Stücke der zeitlich fernen Musik Girolamo Frescobaldis gegenübergestellt. Ein Performance-Abend für Frauenstimme solo kombiniert die One woman opera mit anderen experimentellen offenen Formaten. Weitere Stationen sind Ensemblekonzerte, ein Liederabend, zwei Konzerte mit Vokalensemble und schließlich die Zusammenarbeit mit Kasseler Institutionen.
Ein Kompositionskurs der Musikakademie der Stadt Kassel bringt Charlotte Seither als Lehrende nach Kassel, die Ergebnisse ihrer Arbeit sind in einem Konzert zu erleben. Im Kirchenraum St. Martin wird eine sechswöchige Klanginstallation zu erleben sein. Ein Songbook mit Fragmenten für Stimme solo entsteht und wird im Rahmen einer sechsteiligen Predigtreihe uraufgeführt, die Eckhard Manz mit Bezug auf das Thema „Weg mit Abschied“ initiiert. Und schließlich schafft Charlotte Seither für ein Schulprojekt eine Orchesterkomposition, die das Offene, Flexible, den Aufbruch als produktive Herausforderung annimmt. Die Uraufführung dieses Werks mit dem Orchester des Kasseler Wilhelmsgymnasiums unter Leitung von Christopher Hilmes findet am 5. September statt. In einer sehr spezifischen Orchesterbesetzung will die Komponistin den Nerv ihrer jungen Interpreten treffen, den Reiz des experimentellen Musizierens vermitteln und zugleich ein Stück schaffen, das die Klangrecherchen ihrer letzten Orchesterwerke fortführt.
Marie Luise Maintz
(aus [t]akte 1/2012)