Beat Furrer wird für sein Lebenswerk mit dem Ernst von Siemens Musikpreis 2018 ausgezeichnet. Die Verleihung findet am 3. Mai 2018 im Münchner Prinzregententheater statt.
Einen Künstler von höchster Integrität, ein Werk von bezwingender Kraft und großer Stringenz zeichnet das Kuratorium der Ernst von Siemens Musikstiftung mit dem 1954 in der Schweiz geborenen Komponisten Beat Furrer aus. Als Dirigent, als Gründer einflussreicher Institutionen wie des Klangforum Wien oder der Impuls Akademie Graz, als Kompositionsprofessor und gesuchter Lehrer prägt er seit vielen Jahren die musikalische Moderne in hohem Maße.
In seinem kompositorischen Schaffen ist Beat Furrer Analytiker und sinnlich Gestaltender, seinen Werken eignet eine unverwechselbare Sprache und sogartige Wirkung. Ein Drama aus seinem Kern heraus musikalisch zu erzählen, ist Beat Furrers zentrales Anliegen. Seine Werke gehen den Verästelungen menschlicher Emotionen nach und schaffen zugleich eine Ebene von zeitloser, überpersönlicher Gültigkeit, dem insgesamt eine wirkungsvolle Dramaturgie der Spannungen und Brüche zu eigen ist. Das Musiktheater steht im Kern seines Schaffens. Werke wie Begehren, das Hörtheater FAMA wurden oft aufgeführt und üben unverminderte Faszination aus. „Die Musik muss es schaffen, die Aufmerksamkeit so auf die Stimme zu fokussieren, dass die Stimme selbst erzählt. So wie ich nach möglichen Formen der Erzählung suche, suche ich ja nach ‚Melodie‘: einer Melodie im Entstehen, im Zwischenraum von Sprache und Klang der Stimme, integriert in eine instrumentale Struktur als deren Verlängerung und Verwandlung. Daraus entsteht Expressivität und Erzählung jenseits der Sprache.“ (Beat Furrer, 2018). Seit 1997 erscheinen seine Werke exklusiv beim Bärenreiter-Verlag.
Aus der Begründung der Ernst von Siemens Musikstiftung
„Beat Furrer gestaltet seit vielen Jahren die musikalische Gegenwart auf die eindrücklichste Art und Weise. Sein Einfluss auf jüngere Generationen von Komponisten und Interpreten ist enorm. Das Kuratorium der Ernst von Siemens Musikstiftung zeichnet den 1954 in der Schweiz geborenen, im klassischen Sinne umfassend gebildeten Komponisten für ein kompositorisches Lebenswerk aus, das sich über alle musikalischen Gattungen erstreckt und von geradezu suggestiver Kraft ist. Seiner eigenen Klangsprache stets unverkennbar treu bleibend, reproduziert Furrer niemals Erprobtes, sondern führt musikalische Ideen mit jedem neuen Werk einen Schritt weiter und erkundet unbekanntes ästhetisches Terrain. Beim Hören von Furrers Musik drängt sich der Begriff der Metamorphose auf – als Bild und Instrument, um das zu fassen, was sich in der Musik des Komponisten ereignet. Die präzise ausbuchstabierte Bewegung von Stille zu Klang oder Geräusch, von Effekt zu Effekt-Verweigerung von Vertrautem zu geradezu Unheimlichem. Aber nicht nur das ästhetische Ereignis innerhalb seiner Musik lässt sich mit der Metamorphose treffend beschreiben, sondern auch sein Schaffen als Ganzes. ‚Komponieren an sich würde mich nicht mehr interessieren, wenn ich den Eindruck hätte, ich würde ein bereits bewährtes Konzept reproduzieren, anstatt einen Schritt in eine neue Richtung zu machen‘, sagt Beat Furrer selbst über seine Arbeit. Derzeit steht Furrers jüngste Opernpartitur kurz vor dem Abschluss – Violetter Schnee nach einem Libretto von Händl Klaus, basierend auf einer Vorlage des russischen Schriftstellers Vladimir Sorokin. Mit Sicherheit ein Schritt in eine ganz neue Richtung.“
(aus [t]akte 1/2018)