Für die Düsseldorfer Symphoniker komponierte Manfred Trojahn „Cinque sogni per Eusebius", die unter Leitung von Andrey Boreyko in der Tonhalle Düsseldorf zusammen mit einer Instrumentation von Schumanns Träumerei zur Uraufführung gekommen sind. Die Komposition zum Schumann-Jahr greift die charakteristische Kurzform der Romantik auf.
Cinque sogni per Eusebius sind eine Komposition für Robert Schumann: musikalische Träume gleichsam, die Manfred Trojahn an Eusebius richtet, also an eine der literarischen Figuren, in denen sich Schumann spiegelte. „Der Traum ist ein romantischer Topos“, sagt Manfred Trojahn, „was nicht bedeutet, dass ich mich mit der schwärmerisch-idealistischen Haltung des frühen Schumann identifizieren könnte. Bei Schumann kann ich die Ironie nicht entdecken, die ich in der späteren Romantik eines Richard Strauss oder Thomas Mann empfinde und die meiner eher gebrochenen und distanzierten Sicht der Welt näher ist. Jedoch habe ich Sympathie für Schumanns Lebensart und sein E.T.A-Hoffmann-artiges Suchen.“ Eine Widmung an den zuletzt in Düsseldorf wirkenden Komponisten also, ohne dass es explizite musikalische Bezüge gäbe.
Und doch lebt in den fünf kurzen Orchesterstücken, die Trojahn mit den Cinque sogni per Eusebius komponiert hat, ein Prinzip weiter, das Schumann erfunden hat: das der scharf konturierten musikalischen Kurzform, die er in seiner Auffassung einer „charakteristischen Musik“ in pointierte Form brachte. Das erste der Stücke, „Andante“, lebt von der Kombination kleinster, heterogener Elemente und kurzen Tempoentwicklungen im gemessenen Schritttempo, während das zweite, „Vivace“, durch einen großen Bruch gekennzeichnet ist: Aus einer heftigen Entwicklung des Tempos schlägt das Geschehen plötzlich in ein Moderato cantabile um. Das dritte Stück ist ein breit angelegtes „Adagio“ mit großer Steigerung, das vierte durchgängig zart bewegt, mit einer melodischen Entwicklung, die mehrfach in eine gleiche Schlussbewegung mündet. Im letzten Satz, einem wirbelnden Dreiachteltakt, werden wieder größere Gegensätze ausgetragen.
Ein Orchester hat zweifache Holzbläserbesetzung, entspricht also dem des frühen 19. Jahrhunderts, allerdings mit (damals nicht üblichen) Nebeninstrumenten wie der Kontrabassposaune oder der Altflöte. Mit ihnen erzeugt Trojahn eine eigene Idiomatik, etwa wenn im Anfangsteil des „Vivace“ „die bewegliche Motivik mit einer dunklen Abschattierung durch die tiefen Nebeninstrumente überhangen wird, die im zweiten Teil einen ganz weichen Klangteppich erzeugen, der rhythmisch sehr aufgespalten ist.“ Schnelle signalhafte Repetitionen der vier Hörner sorgen für eine fast zitathafte Aura, die viele Vorzeichnungen hat, eine „kleine Vokabel“, die anspielungsreich eine Naturszenerie heraufbeschwört.
Marie Luise Maintz
(aus [t]akte 2/2010)