Bereits 1960 erschien das Dixit Dominus von Georg Friedrich Händel im Rahmen der damals noch vergleichsweise jungen Hallischen Händel-Ausgabe (HHA III/1). Eberhard Wenzel legte diese hauptsächlich für die musikalische Praxis erarbeitete Ausgabe vor und hoffte noch 1960, dass der Band „das Händel-Repertoire von Kirche und Konzertsaal um ein wertvolles, interessantes und wirkungsstarkes Werk bereichern“ werde. Dieser Anspruch wurde vollauf eingelöst, Händels jugendlich-anspruchsvolles Dixit Dominus aus dem Jahr 1707 zählt inzwischen zum Kernbestand des Barock-Repertoires. Einen Kritischen Bericht trug diese Ausgabe jedoch nicht, so dass in Zweifelsfällen die Entscheidungsgrundlage, nach der ediert wurde, nicht nachvollziehbar war.
Die Neuedition, herausgegeben von Hans Joachim Marx, erfüllt alle Ansprüche an eine moderne wissenschaftlich-kritische Edition. Neben einem ausführlichen, zweisprachigen Vorwort, das Fragen nach der Entstehung, Uraufführung und Psalmvorlage bis hin zur Aufführungspraxis beantwortet, bietet die Ausgabe durch zahlreiche Faksimiles Einsicht in die Quellenlage. Schließlich liefert der Kritische Bericht einen detaillierten Einblick in die Überlieferung und Auswertung sämtlicher relevanter Quellen, welche vermutlich erstmals in ihrer Gesamtheit für eine Edition des Dixit Dominus herangezogen wurden. Im Zuge der editorischen Arbeit konnten bislang fehlerhaft bewertete Lesarten korrigiert werden; die Generalbassbezifferung wurde grundlegend überprüft und an manchen Stellen gegenüber der Ausgabe von 1960 revidiert; Passagen mit ungenau überlieferter Textunterlegung wurden mit neuen Lösungen versehen.
Tobias Gebauer
(aus [t]akte 1/2013)