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Moderner Stoff in orientalischem Milieu. Georg Friedrich Händels Oper „Sosarme“

Georg Friedrich Händel
Sosarme, Re di Media. Opera in tre atti HWV 30. Fassung der Uraufführung, London 1732. Hrsg. von Michael Pacholke, Hallische Händel-Ausgabe II/27
Erstaufführung nach der Edition: 27.5.2016 Halle (Händel-Festspiele), Händelfestspielorchester Halle, Musikalische Leitung: Bernhard Forck, Inszenierung: Philipp Harnoncourt
Besetzung: Sosarme (Mezzosopran), Elmira (Sopran), Haliate (Tenor), Erenice (Alt), Argone (Alt), Melo (Alt), Altomaro (Bass)
Orchester: Oboe I, II; Corno I, II, Tromba I, II; Violino solo, Violino I, II, III, Va.; Bassi
Verlag: Bärenreiter. BA 10713, Aufführungsmaterial leihweise

Händels Oper Sosarme aus dem Jahr 1732 wird bei den Händel-Festspielen in Halle erstmals nach der Edition der Hallischen Händel-Ausgabe aufgeführt.

Händels Oper Sosarme, Re di Media HWV 30 wurde erstmals am 15. Februar 1732 in London im King’s Theatre am Haymarket aufgeführt. Der erfolgreichen Uraufführung folgten noch im Februar vier und im März 1732 sechs Wiederholungen sowie eine Wiederaufnahme am 27. April 1734 mit Wiederholungen am 30. des Monats und am 4. Mai. Charles Burney zufolge zählt die Oper zu Händels ansprechendsten Theaterproduktionen.
Als Händel im Dezember 1731 nach Ezio HWV 29 mit der Komposition der zweiten neuen Oper für die Winterspielzeit 1731/32 begann, wollte er zunächst das geografische und historische Milieu des Vorlagelibrettos Dionisio, Re di Portogallo (Florenz 1707, Antonio Salvi, erste Vertonung von Giacomo Antonio Perti) beibehalten. Unter dem Titel Fernando, Re di Castiglia begann Händel hier eine Geschichte um einen Machtkampf zwischen König (Dionisio) und Königssohn (Alfonso) zu vertonen, in den der kastilische König (im Vorlagelibretto „Infante di Castiglia“) Fernando eingreift. Die Handlung spielt in der früheren portugiesischen Hauptstadt Coimbra und deren Umgebung und kann aufgrund der Vermengung historischer und fiktiver Ereignisse und Personen nur grob in die Zeit um 1300 eingeordnet werden.

Damit hat Fernando, Re di Castiglia das „modernste“ Sujet aller Händel-Opern nach Tamerlano HWV 18. Gerade diese Modernität, die Darstellung eines Vater-Sohn-Konfliktes im Herrschermilieu mit Parallelen zur englischen Situation in der Entstehungszeit der Oper, der Handlungsort im mit England traditionell verbündeten Portugal sowie die Konfliktlösung durch das Eingreifen eines Herrschers des mit England und Portugal ebenso traditionell verfeindeten Spanien werden Händel und seinen unbekannten literarischen Mitarbeiter mitten im Kompositionsprozess bewogen haben, die Handlung unter Namensänderung fast aller Personen in ein unverfängliches orientalisches Milieu zu verlegen. So wurde die Oper bis kurz vor dem Ende des zweiten Aktes als Fernando, Re di Castiglia komponiert, dann aber als Sosarme, Re di Media vollendet. Weitere Änderungen nahm Händel für die Aufführungen von Sosarme im Jahre 1734 vor.

Zur Handlung: Sosarme, König von Media, ist mit Elmira, der Tochter Haliates, des Königs von Lydien, und dessen Gemahlin Erenice, verlobt. Haliate und Elmira haben außerdem den gemeinsamen Sohn Argone, der sich als den rechtmäßigen Thronfolger sieht. Haliate hat aus der früheren Beziehung mit Anagilda noch einen anderen Sohn, Melo, den er viel lieber auf den Thron von Lydien bringen möchte. Melo weist den Thron allerdings zurück. Unterstützt wird Haliate von seinem Ratgeber Altomaro, Anagildas Vater. Argone rebelliert gegen diesen Plan, verschanzt sich mit seinen Anhängern in der Hauptstadt Sardi und verweigert seinem Vater den Zugang. Dort im Palast befinden sich außerdem Elmira und Erenice. Haliate (mit Melo und Altomaro) belagern die Stadt. Als den Rebellen die Vorräte ausgehen, ruft Argone zum Kampf auf. Sosarme, der einige Zeit zuvor Media mit seiner Armee verlassen hat, um seine Braut abzuholen, stößt dazu und versucht, zwischen den Parteien zu vermitteln. Er wird bei dem Kampf verletzt und von dem siegreichen Argone gefangen genommen. Daraufhin sendet Haliate Altomaro als Boten, um Argone den Frieden anzubieten. Doch Altomaro erweist sich als lügnerischer Verräter. Er bringt das Friedensangebot für die Stadt und verknüpft es mit der von ihm ersonnenen Botschaft, Haliate wolle die Bevölkerung verschonen und den Zwist allein im Zweikampf mit seinem Sohn austragen. Argone kann die Herausforderung nicht zurückweisen. Altomaro kehrt zu Haliate mit der Nachricht zurück, seine Gemahlin hätte Argone dazu bewegt, ihn herauszufordern. Im Gespräch von Erenice und Melo wird Altomaros Betrug offenbar. Doch Haliate kennt die Wahrheit nicht, und das Duell beginnt. Erenice und Melo mischen sich ein und werden beide verletzt. Die Kämpfenden halten ein, Haliate erfährt von der Intrige. Altomaro flieht und stößt sich am Fluss das Schwert in die Brust. Die Parteien versöhnen sich und verzeihen einander.

Der HHA-Band II/27 erscheint wegen der Fülle des Materials und der besseren Handhabbarkeit in zwei Teilbänden. Gegenstand des Hauptteils ist die Uraufführungsversion von Sosarme. Der Anhang I, mit dem der zweite Teilband beginnt, hat das Opernfragment Fernando zum Inhalt, Anhang II enthält die einzige Frühfassung einer Arie, die nicht Fernando zugeordnet werden kann, während die Änderungen von Sosarme für 1734 im Anhang III geboten werden.

Redaktion der HHA
(aus [t]akte 1/2016)

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