Im September wird George Benjamin beim „Klangspuren“ Festival in Schwaz präsent sein und im Mittelpunkt bei „Auftakt“ in der Alten Oper Frankfurt stehen.
Was werden die Höhepunkte Ihrer Aufenthalte in der Alten Oper Frankfurt und beim Klangspuren Festival sein?
Beide Festivals haben Werke meiner ehemaligen Schüler im Programm, worüber ich mich freue. Ich freue mich ebenfalls sehr auf die Aufführung von Into the Little Hill mit Anu Komsi, Hilary Summers und dem Ensemble Modern – und ich bin besonders glücklich darüber, dass die großartige Junge Deutsche Philharmonie mein neuestes Duet in Frankfurt als Programmpunkt ihrer Herbsttournee 2011 spielen wird.
Zusätzlich zu Aufführungen Ihrer Werke in der Alten Oper findet in Frankfurt auch ein Symposium statt.
Das Festival stellt jedes Jahr einen einzelnen Komponisten in den Mittelpunkt. Zum Ende eines jeden Festivals hin findet ein Treffen von Musikwissenschaftlern statt, von denen jeder einen Kurzvortrag über ein Thema hält, das sich mit dem Schaffen des eingeladenen Komponisten auseinandersetzt – ein ziemlich einschüchternder Gedanke!
Beim Klangspuren Festival werden Sie in einem Meisterkurs Ihren Wissensschatz an die Akademiekandidaten des Ensemble Modern weitergeben.
Ja, jedes Jahr kommt eine Gruppe von 20 bis 30 jungen Musikern aus der ganzen Welt in Schwaz zusammen, um von Mitgliedern des Ensemble Modern ausschließlich in zeitgenössischem Repertoire unterrichtet zu werden, und ich hörte, dass das Niveau des Kurses außergewöhnlich hoch sei.
Sie arbeiten eng mit dem Ensemble Modern zusammen, das Ihre erste Oper „Into the Little Hill“ uraufführte und in den Tourneeplan aufnahm und das in der Vergangenheit viele Ihrer Werke gespielt hat.
Viele meiner intensivsten musikalischen Erfahrungen hängen mit dem Ensemble Modern zusammen und ich bin für das besondere Verhältnis, das wir teilen, ungemein dankbar. In den letzten zwei Jahrzehnten gingen wir mit einer großen Repertoireauswahl zusammen auf ausgedehnte Tourneen und meine Werke Three Inventions und Into the Little Hill wurden für das Ensemble geschrieben und von ihm uraufgeführt. Wann immer es mein Zeitplan erlaubt, steht die Zusammenarbeit mit ihm an oberster Stelle.
Ihre Musik wird oft in mitteleuropäischen Ländern aufgeführt – einschließlich Deutschland, Österreich und der Schweiz. Verspüren Sie eine enge Bindung zu dieser Kultur, den Menschen und ihrem Musikgeschmack?
Während meiner Kindheit wurde die österreichisch-deutsche Musiktradition von zentraler Bedeutung für mich – besonders Beethoven, Schumann, Mahler, Strauss und Berg, obwohl meine Bindung zur französischen Kultur mir ebenfalls wichtig ist. Und ich habe ein paar Komponistenkollegen in Frankreich, deren Freundschaft ich sehr schätze.
Sie haben als junger Komponist in Europa bei Messiaen studiert. Denken Sie, dies stärkte Sie darin, ein Komponist mit eher europäischem Empfinden zu werden?
Möglicherweise – auch wenn ich am Ende nur das schreibe, was ich will, ohne an solche Vorstellungen viele Gedanken zu verschwenden. Ich muss hinzufügen, dass Messiaen der inspirierendste, in der Tat aufschlussreichste Lehrer war, den man sich vorstellen kann.
Was antworten Sie, wenn Sie gebeten werden, Ihre Musik zu beschreiben?
Das ist eine Frage, die jeder Komponist hasst …
Wenn Sie eine neue Komposition beginnen – wie fangen Sie an?
Normalerweise ganz einfach – mit einem Durcheinander; die Klarheit des Klangs und der Form, die ich mir wünsche zu finden, kann viele Monate dauern.
Was ist Ihre wertvollste musikalische Erinnerung?
Natürlich gibt es viele musikalische Erfahrungen, die mich während meiner Kindheit prägten: die Entdeckung der Beethoven-Symphonien, als ich etwa sieben war, und das Gefühl, dass diese Musik unbestritten das Größte war, was es gab; das Hören von L’Après-Midi d’un Faune bei meinem allerersten Orchesterkonzert und das Empfinden, dass im Saal die Temperatur um ein oder zwei Grad stieg; Ligetis Musik zum ersten Mal im Film 2001 zu erleben, als dieser brandneu war; während meiner Jugendzeit Parsifal in Edinburgh zu sehen und danach tagelang von seiner außergewöhnlichen Harmonik verfolgt zu werden …
Wenn Sie komponieren, welche anderen Kunstformen dienen Ihnen als Inspirationsquelle?
Malen, Filme und vor allem Literatur. Ich verschlinge Bücher, während ich komponiere. Ich finde, dass der Akt des Lesens in Stille die Fantasie anregt, und manchmal – außerhalb dieser Stille – können Ideen beginnen, Gestalt anzunehmen.
Interview: Faber Music
(Übersetzung: Teresa Ramer-Wünsche)
Info: www.alteoper.de und www.klangspuren.at
Die Kompositionen George Benjamins sind bei Faber Music, London, verlegt.
Vertrieb Aufführungsmaterial: Alkor-Edition