Thomas Daniel Schlee hat sich einer Gattung angenommen, die nie im Fokus der zeitgenössischen Musik stand. In seiner Kirchenoper „Ich, Hiob“ schlägt er auf dichte Weise eine Brücke zwischen der Tradition und der Moderne. Ein Werk mit frappierender Wirkung, das nun bei den Kasseler Musiktagen erstmals in Deutschland aufgeführt wird..
Der gesamte Ablauf des Werks ruht auf der Gestalt des Hiob, dessen zutiefst menschliche Erfahrung des Leidens, der Verzweiflung, des Zweifels und schließlich dennoch des Vertrauens und Hoffens, ja des Annehmens der Prüfung einem jeden von uns, zumindest in Ansätzen, vertraut ist. Daher auch der unmißverständliche Titel. Die ungeheure, ja ungeheuerliche Tiefe der Konfrontation, die Hiob erlebt, redet uns unmittelbar an, sie ist elementar und zeitlos. In ihr ist zusammengefaßt, was der Mensch je über sein Maß im Verhältnis zum Maß Gottes gedacht und gefühlt hat.
Thomas Daniel Schlee