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Annäherung und Entfernung. Charlotte Seithers „Inschrift“

Charlotte Seither
Inschrift für Chor (SS, AA, T, BB) und Orchester. Kommentar zu BWV 4 „Christ lag in Todes Banden“ (2016). Auftragswerk der Evangelischen Kirche von Westfalen zum Jahr „Luther 2017. 500 Jahre Reformation“. Text frei nach Martin Luther, Tanja Langer und Texten aus der Liturgie
Uraufführung: 30.4. 2017, Herten (Erlöserkirche): Hertener Kantorei, Mitglieder der Dortmunder Philharmonie, Leitung: Elke Cernysev
Verlag: Bärenreiter, Aufführungsmaterial leihweise
Besetzung: Chor (Tutti: 2 S, 2 A, T, 2 B; Soli werden aus dem Chor besetzt, zwei Chorsänger betätigen zusätzlich eine Karfreitagsklapper), Streicher (2,2,2,2,1), 2 Blockflöten, Choralposaunen (Gemeinde-Spieler)
Dauer: ca. 15 Minuten

Foto: Marko Bussmann

Zum Jubiläumsjahr „Luther 2017. 500 Jahre Reformation“ hat Charlotte Seither Inschrift für Chor und Orchester komponiert, einen Kommentar zu Bachs Kantate Christ lag in Todes Banden.

Charlotte Seithers Inschrift für Chor und Orchester zu Bachs Christ lag in Todes Banden BWV 4 kann im Anschluss an diese Kantate, aber auch als eigenständiges Werk aufgeführt werden und gründet auf der gleichen Besetzung wie das Original (Chor und Streicher), die um zwei Blockflöten und (mehrere) Choralposaunen erweitert wurde. Über ihr Werk schreibt die Komponistin:

Inschrift (2016) versteht sich als ein Kommentar, eine Einlassung zu Bachs Kantate Christ lag in Todes Banden. Die Komposition greift Elemente des Originals auf und „verlängert“ diese in die eigene Sprache hinein – und damit weg vom Ausgangspunkt. Daneben installiert das Werk einen mehrfach aufgespaltenen Klangraum, in dem die Grundierung verschoben ist: An- und Abwesenheit des bachschen Originals, aber auch der Luther-Verse werden zu einem Prozess von Annäherung und Entfernung, von Unterschreiten und Überschreibung und schaffen so einen Raum, in dem sich verschiedene Ebenen begegnen.

Das Werk greift auf Choralverse von Martin Luther zurück, wie sie auch in der Bach-Kantate verwendet werden, es ordnet sie jedoch anders zu. Hinzu kommen Texte aus der christlichen Liturgie sowie ein zeitgenössisches Gedicht von Tanja Langer. Das Stück versteht sich als eine Art „Übermalung“, es greift Elemente des Originals auf und führt diese frei weiter, eliminiert diese aber auch auf weiten Strecken und ersetzt sie durch eigene, auf die Jetzt-Zeit bezogene Setzungen. Bezüge zum Original lassen sich auf verschiedensten Ebenen herstellen, gleichwohl wird die Technik des Zitierens weitgehend vermieden. Durch eine individualisierte Aufstellung der Sänger im Raum wird der oratorische Charakter in einen wolkenartig aufgespaltenen Gesamtklang umgeschichtet, in dem der Sprache eine nur eingelassene, aber keine dominante Rolle zukommt: Was sich mitteilt, ist nicht identisch mit dem gesungenen oder gesprochenen Wort, es ergibt sich (auch) eine Hörebene „neben“ der Sprache. Der einzelne Chorsänger ist dabei stets Individuum wie auch Teil des Ganzen. Die Grenzen zwischen Instrument und Stimme werden dabei oftmals aufgehoben und fügen sich zu einem Klang im Ganzen. 

Die Komposition besteht aus fünf Sätzen. In „Sinfonia“ wird Bachs Original aufgegriffen, abgebrochen und bruchstückhaft weitergeführt. In „Coro“ intonieren Blockflöten und Violinen die Choralmelodie („Christ lag in Todes Banden“) in langen Noten zum Chor und Orchester. In „Vox“ erhebt sich eine einzelne, unbegleitete Stimme. Sie spricht für den Einzelnen. In „Gebet“ treten verschiedene Chorgruppen zueinander in Beziehung. Es mündet in die Bitte nach Erlösung. Mit dem Versus schließt das Werk auf eine Strophe des Luther-Chorals, in die neuerlich (auch) die Anrufung um Erbarmen eingelassen ist.    

Charlotte Seither
(aus [t]akte 2/2016)

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