Für Georges Bizet scheint die Oper Carmen Fluch und Segen zugleich zu sein. Zwar hat dieses Werk den Namen des Komponisten unsterblich gemacht, doch verstellt es auch den Blick auf die anderen Kompositionen Bizets. So führen seine Kunstlieder ein Schattendasein, obwohl sie im kompositorischen Niveau den populären Werken Bizets in nichts nachstehen. Gerade diese „Mélodies“ repräsentieren den französischen Kunstliedtypus auf das Allerfeinste: prägnante Form, melodische Erfindung und exotischer Orientalismus ergeben zusammen mit der literarischen Qualität der Dichter (zu denen u. a. auch Victor Hugo, Philippe Gille und Félix Arvers gehören) ein ganz besonderes Hörvergnügen.
Der deutsche Komponist Andreas N. Tarkmann hat einige der besten Bizet-Lieder instrumentiert und zu dem Zyklus Souvenirs d‘été zusammengefasst. Durch dieses neue klangliche Gewand und den zyklischen Rahmen erhofft sich Tarkmann eine ähnliche große Aufmerksamkeit für Bizets Meisterwerke „en miniature“ wie zuletzt mit den instrumentierten Verdi-Liedern, die Tarkmann für das Verdi-Jahr 2001 geschrieben hatte und die sich seitdem als Verdiana großer Beliebtheit erfreuen.
Das hannoversche Arte-Ensemble des NDR hat Souvenirs d‘été am 3. und 4. September 2013 zusammen mit der Sopranistin Caroline Stein die Souvenirs d‘été im Mozarteum Brasileiro in Sao Paulo uraufgeführt.
FGS
(aus [t]akte 2/2013)