Die Duisburger Philharmoniker wünschten sich von Andreas N. Tarkmann ein Orchestermärchen in symphonischer Besetzung, um einem jungen Publikum zu demonstrieren, wie vielfältig ein Orchester mit seinen verschiedenen Instrumenten und Instrumentengruppen klingen kann. Tarkmann wählte diesmal ein hierzulande unbekanntes Märchen, nämlich das altenglische Jack und die Bohnenranke, eine fantastische, spannende Geschichte, die sich „ganz ausgezeichnet durch Musik erzählen lässt“.
Jack ist ein armer Junge, dessen Streiche seine Mutter oft zur Verzweiflung treiben. Eines Tages schickt sie ihn zum Markt, um dort ihren letzten Besitz, eine Kuh, zu verkaufen. Auf seinem Weg begegnet Jack allerdings einem Fremden, der ihm fünf magische Bohnen für die Kuh anbietet. Ohne Zögern nimmt Jack den Handel an. Natürlich ist seine Mutter davon nicht begeistert. Sie schreit ihn an, wirft die Bohnen aus dem Fenster und schickt Jack ohne Essen ins Bett. Am nächsten Morgen ist aus den Bohnen eine gewaltige Bohnenranke gewachsen, die bis in den Himmel reicht. Neugierig klettert Jack die Ranke hinauf und gelangt in ein Land in den Wolken, die Heimat eines Riesen.
Dieses spannende Orchesterstück für Kinder ab sieben Jahren dauert 40 Minuten und hat bei der Uraufführung am 9. Mai 2012 durch Jörg Schade (Erzähler) und die Duisburger Philharmoniker unter Leitung von Francesco Savignano zu einer begeisterten Aufnahme geführt. So betitelt die Ruhrpresse Tarkmanns neues Werk als „Peter und der Wolf des 21. Jahrhunderts“. Neben der bildhaften, durchaus anspruchsvollen Musik wurde auch die brillante Orchestrierung gerühmt, die den Zugang zu dem Werk für die jungen Zuhörer noch leichter macht. Wie bei vielen Tarkmann-Kompositionen für Kinder, gibt es auch bei Jack und die Bohnenranke die Möglichkeit, Kinder aktiv an dem Konzert teilnehmen zu lassen. Mit dem eingängigen „Zauberbohnenlied“ können die Kinder singend das Happy End der märchenhaften Geschichte mit dem jungen Jack als Helden feiern.
Es sind hauptsächlich zwei Autoren, mit denen Tarkmann bevorzugt arbeitet: zum einen mit Jörg Schade, der bei Jack und die Bohnenranke eine Geschichte für den Komponisten so bearbeitete, dass sie sich noch wirkungsvoller vertonen ließ. Zum anderen mit Eberhard Streul, dessen originell-skurrile Geschichten mit ihrem feinen Humor Tarkmann besonders inspirieren, wie beispielsweise bei der Verlorenen Melodie. Dieses Werk hatte den Verantwortlichen des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR so gut gefallen, dass sie das Team Tarkmann/Streul für die Saison 2011/12 mit einem neuen Werk beauftragten. Daraus ist Das Mondklavier entstanden, eine Orchesterkomposition für Kindergartenkinder, gefördert von der Baydur-Stiftung. Auch hier sollen die Kleinen das Orchester mit den verschiedensten Instrumenten genauer kennenlernen. Die durchaus fantastische Geschichte spielt diesmal aber nicht in einer vergangenen Märchenwelt, sondern direkt bei den Kindern selbst.
In dem neuen Musikstück kommt ein altes Klavier aus einem Kindergarten zu Wort. Tagsüber ist hier viel los, Bita, Suela, Max und die anderen Kinder füllen mit ihren hellen Stimmen den Raum. Nachts aber, wenn es ganz ruhig geworden ist, unterhält sich das Klavier mit dem Mond. Der kennt von seinen langen Reisen all die fernen Länder, aus denen die Kindergartenkinder kommen. Musikalisch führt Das Mondklavier seine Zuhörer einmal um die Welt – ein spannendes und vergnügliches Konzerterlebnis für die ganze Familie.
Im Gegensatz zu Jack und die Bohnenranke ist die Mondklavier-Partitur mit einer einfachen Bläserbesetzung schlanker orchestriert, auch dauert dieses Werk für das ganz junge Publikum nur knapp eine halbe Stunde. Es wurde bei der Uraufführung am 21. Juli 2012 mit dem famosen Erzähler und Moderator Malte Arkona gleich so bejubelt, dass eine CD-Aufnahme vom Mondklavier in der Besetzung der Uraufführung in wenigen Monaten erscheinen wird.
Franz-Georg Stähling