Claude Debussy hat seine Six Épigraphes Antiques für vierhändiges Klavier trotz seiner reichhaltigen impressionistischen Orchesterfarben nie selbst orchestriert. Mit seiner Orchestration hat Andreas Luca Beraldo eine bemerkenswerte Alternative zu der gängigen Orchesterfassung von Ernest Ansermet aus dem Jahr 1939 erstellt.
Beraldos Neuinstrumentation entstand im Rahmen seines Studiums an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim und war für einen Dirigiermeisterkurs seiner Dirigierklasse im bulgarischen Plovdiv im Herbst 2013 bestimmt. Die Uraufführung am 1. November 2013 wurde mit großer Begeisterung aufgenommen.
Die Orchestration Beraldos stellt keine Neuinstrumentierung der Fassung Ansermets dar. Sie ist komplett eigenständig und verkörpert den Zeitgeist einer heutigen Orchestrierungssensibilität. Der Orchestersatz ist stets transparent und reich an schillernden Farben. Der Umgang mit den Bläsern schafft einen hellen und durchsichtigen Klang. Der stark kolorierende Einsatz der Harfe und des Schlagzeugs wirft ein gläsernes und erhellendes Licht auf das Werk Debussys, während die Version Ansermets einen historisch dunklen und gedeckten Orchesterklang präferiert.
Andreas Luca Beraldo ist Dirigent und studiert zur Zeit in Mannheim Chor- und Orchesterleitung sowie Orchestration und und Arrangieren bei Andreas N. Tarkmann.
Jeanne Lefèvre
(aus [t]akte 1/2015)