Schumanns Violinkonzert in einer Bearbeitung für Klarinette und Orchester und die Waldszenen für Kammerorchester sind die neuesten Werke aus der Bearbeiterwerkstatt Andreas N. Tarkmanns. Beide werfen ein neues Licht auf bekannte Werke.
Auch für Andreas N. Tarkmann bot das Robert-Schumann-Jubiläumsjahr 2010 einen willkommenen Anlass, sich mit dem Werk des romantischen Komponisten auseinanderzusetzen, um schließlich zwei Bearbeitungen zu veröffentlichen, die eine ganz spezielle Sichtweise auf die entsprechenden Originalwerke ermöglichen.
Bei dem viel gescholtenen und von Clara Schumann jahrzehntelang unter Verschluss gehaltenen Violinkonzert Robert Schumanns ging Tarkmann von der Überlegung aus, ob nicht ein ganz anderes Soloinstrument zu dem Werk besser passen könnte als die Geige. Er kam zu der Ansicht, dass der Solopart in seiner eigentlichen melodischen Empfindung und seiner Einbettung in den Orchesterpart viel sinnfälliger und plastischer von einem Blas- als von einem Streichinstrument darstellbar sei. Etliche Wendungen und Motive der Solostimme sind in ähnlicher und charakteristischer Art und Weise in Schumanns Kompositionen für Klarinette zu finden, so dass eine Übertragung der Solovioline auf dieses Instrument ein reizvolles, spannendes und zugleich sinnvolles Unterfangen ist. Natürlich ist eine wörtliche exakte Übertragung der Solostimme auf ein gänzlich anders disponiertes Instrument unmöglich, doch ist es erstaunlich, wie Tarkmann es schafft, das Violinkonzert mittels brillanter Arrangiertechniken in ein überzeugendes Klarinettenkonzert zu verwandeln, das in dieser Fassung nun die Lücke eines großen romantischen Klarinettenkonzerts füllen könnte.
Die junge, phänomenale Klarinettistin Shirley Brill aus Daniel Barenboims West-Eastern Divan Orchestra ließ sich auf die Herausforderung dieser besonderen „Uraufführung“ ein und lieferte im Mai 2011 in Chur – zusammen mit der Kammerphilharmonie Graubünden unter Douglas Bostock – ein überzeugendes Plädoyer für das schumannsche „Klarinettenkonzert“.
Im Gegensatz zum späten Violinkonzert sind Schumanns neunteilige Waldszenen auf der Beliebtheitsskala seiner Werke oben angesiedelt. Dieser brillante Klavierzyklus beschreibt äußerst stimmungsvoll die verschiedenen Stationen einer romantischen Wanderung durch den deutschen Wald. Die programmatische Leuchtkraft der einzelnen Sätze verlangt geradezu nach einer Orchesterinstrumentation, und es ist erstaunlich, dass es eine solche Bearbeitung bislang noch nicht gab. Andreas N. Tarkmann hat sich in seiner Instrumentation für die Besetzung eines Kammerorchesters der Romantik entschieden, um so ein möglichst authentisches Klangbild der Schumann-Stücke zu gewährleisten.
Wie gut diese Instrumentation der Waldszenen allein mit den Orchesterfarben der Romantik funktioniert, demonstrierte bei der Uraufführung wiederum die Kammerphilharmonie Graubünden unter Douglas Bostock im Mai 2011 in Chur. Als Auftragsarbeit dieses Orchesters entstanden, ist Tarkmanns Kammerorchesterfassung eine willkommene Ergänzung zu der geringen Zahl an Originalwerken für mittelgroßes Kammerorchester im romantischen Repertoire. Die Besetzung orientiert sich an Richard Wagner Siegfried-Idyll, für die Tarkmann schon das „Waldweben“ (!) und andere Werke des Bayreuther Meisters umgeschrieben hat. Diese Bearbeitungen sind ebenfalls bei Cecilia Music Concept GmbH (Vertrieb: Bärenreiter · Alkor) erschienen.
FGS
aus [t]akte 2/2011