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„Fehler – Fehler …!“ Die Neuedition von Beethovens Es-Dur-Klavierkonzert op. 73

Ludwig van Beethoven
Konzert Nr. 5 in Es für Klavier und Orchester op. 73. Bärenreiter Urtext. Hrsg. von Jonathan Del Mar. Bärenreiter-Verlag 2015. Partitur, Klavierauszug und Aufführungsmaterial käuflich

Bild: Carl Schloesser. Beethoven in seinem Heim (ca. 1811)

Mit dem 5. Klavierkonzert beschließt Jonathan Del Mar seine Edition der fünf Klavierkonzerte Ludwig van Beethovens. Auch hier mussten wieder Fehler beseitigt werden, die unangefochten zwei Jahrhunderte überlebt haben.

Beethovens 5. Klavierkonzert stellt den ruhmreichen Gipfel seines Konzertschaffens dar, und seine editorischen Probleme sind vergleichsweise die größten. Obwohl das Werk Beethovens Leipziger Verleger Breitkopf & Härtel versprochen war, wurden Angebote aus anderen Ländern nicht ausgeschlossen, und ein Besuch des Londoner Verlegers Muzio Clementi bei Beethoven führte zum Erscheinen schon im November 1810, einige Monate vor der bei Breitkopf, so dass streng genommen Clementis Veröffentlichung die Erstausgabe ist.

Bis zum Erscheinen bei Breitkopf war das Konzert allerdings noch ein „Work in progress“ auf Beethovens Schreibtisch. Clementis Ausgabe blieb in vielen Details hinter der Breitkopfs zurück, die wir richtigerweise als Endfassung betrachten. In einigen kleinen Fragen jedoch ist Clementi allein korrekt, da sich in den Leipziger Druck einige Fehler einschlichen, die bis heute überlebt haben. So führte die Breitkopf-Ausgabe zu einem von Beethovens berühmten Wutanfällen; er beklagte sich bitter über die vielen Fehler, als er Breitkopf im Mai 1811 schrieb „Fehler – Fehler, sie selbst sind ein einziger Fehler“ und verlangte einen fehlerfreien Nachdruck. Beethoven muss Breitkopf mit einer Reihe von Korrekturlisten torpediert haben. Eine davon ist in der Juilliard Manuscript Collection in New York erhalten, die auf faszinierende Weise die meisten der Korrekturen der Klavierstimme allein im revidierten Breitkopf-Druck festhält. Alle Orchesterstimmen wurden sicherlich mit ähnlichen Listen korrigiert und daraufhin neu gedruckt. Gleichzeitig ließ Beethoven einige Änderungen einfließen (zum Beispiel die Tempobezeichnung für das Finale), die eher Revisionen als Korrekturen sind.

Die Bewertung der Quellen, die alle unterschiedliche Notentexte aufweisen, ist ziemlich kompliziert. Die autographe Partitur liegt in der Staatsbibliothek zu Berlin, und beide „Erstdrucke“ sind in zwei Auflagen erhalten, denn auch bei Clementi wurden neue Korrekturen vorgenommen. Bei der Prüfung und Einordnung all dieser Quellen ist es offenbar elementar, zwischen den Änderungen zu entscheiden, die von Beethovens eigenen Revisionen und Korrekturen ausgehen, und solchen, denen „echte“ Fehler zugrunde liegen. Erstaunlicherweise ist es das Autograph selbst, das zur fruchtbarsten Quelle neuer Entdeckungen wird, obwohl es immer wieder als Grundlage für Neueditionen durchkämmt wurde. Trotz zweier neuer „Urtext“-Editionen aus der letzten Zeit überlebte mehr als ein Dutzend falscher Noten in den Orchesterstimmen bis heute, und sogar im Solopart der neuen Edition wurde eine falsche Note verbessert und eine weitere hinzugefügt.

Eine Anweisung, die Beethoven in seinem Autograph gab, wurde von Clementi beachtet, wurde aber seitdem immer ignoriert: Im Rondo bat Beethoven um eine geringfügig veränderte Textur bei der ersten Wiederkehr des Anfangsthemas: Statt dreier Pizzicato-Akkorde bleiben die Streicher in Vorbereitung ihres eigenen gedämpften Echos des gehämmerten Klavierthemas stille.

Jonathan Del Mar
(aus [t]akte 1/2015 – Übersetzung: Johannes Mundry)



Ludwig van Beethoven: Konzert Nr. 5 in Es für Klavier und Orchester op. 73. Bärenreiter Urtext. Hrsg. von Jonathan Del Mar. Bärenreiter-Verlag 2015. Partitur, Klavierauszug und Aufführungsmaterial käuflich

Bild: Carl Schloesser. Beethoven in seinem Heim (ca. 1811)

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