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Zelenkas „Missa Divi Xaverii“: Rarität voller Klangpracht

Bild: Václav Luks dirigiert das Collegium 1704 und Collegium Vocale 1704 in Utrecht (Foto: Foppe Schut)

Jan Dismas Zelenka

Missa Divi Xaverii ZWV 12 (1729) für Soli, gemischten Chor und Orchester.

Erste europäische Aufführung seit der Entstehungszeit: 29.8.2014 Utrecht Festival Oude Muziek, Collegium 1704 und Collegium Vocale 1704, Leitung: Václav Luks

Besetzung: Soli: SATB, Chor: SATB

Orchester:  2 Flauti traversi, 2 Ob (Oboe d´amore), Fag, 4 Trp, Pk, Streicher, B. c.

Verlag: Bärenreiter Praha, Erstausgabe (Leihmaterial) Partitur und Klavierauszug käuflich ab Juli 2016

 

Es ist nicht bekannt, für welchen Zweck Zelenka 1729 in Wien die groß angelegte Missa Divi Xaverii komponiert hat. Die Neuentdeckung durch Václav Luks und seine Ensembles bringen ein prachtvolles geistliches Werk ans Licht, das
Parallelen zu Bachs h-Moll-Messe aufweist.

Das Werk des böhmischen Komponisten Jan Dismas Zelenka (1679–1745) findet in den letzten Jahren bei Musikern und Zuhörern immer mehr Interesse. Zelenkas emotionale und individuelle Musik fasziniert auch noch nach mehr als zwei Jahrhunderten.

Über seine Kindheit und Jugend ist fast nichts bekannt, man kann jedoch voraussetzen, dass er den ersten musikalischen Unterricht von seinem Vater – einem Dorforganisten – erhalten hat. Er setzte sein Studium am Prager Jesuitenkolleg fort, wo auch sein erstes nachweisbares Werk – das Schuldrama Via laureata – im Jahre 1704 aufgeführt wurde.

Ab 1710 wirkte Zelenka als Kontrabassist in der Dresdner Hofkapelle, in der er allmählich eine immer wichtigere Rolle spielte und auch kompositorische Aufgaben übernahm. Zuerst hat ihn aber sein Weg nach Wien geführt, wo er von 1716 bis 1719 beim Hofkapellmeister Johann Joseph Fux studiert und auch selbst privat unterrichtet hat. Ab 1725 leitete Zelenka immer häufiger die Kirchenmusik in der Dresdner Hofkapelle anstelle des kränkelnden Kapellmeisters Johann David Heinichen. Nach dessen Tod im Jahre 1729 hat er sich berechtigte Hoffnungen auf den vakanten Posten gemacht.

Seine Missa Divi Xaverii hat Zelenka in Heinichens Todesjahr 1729 komponiert. Zu welchem Anlass das Werk bestimmt war, ist unbekannt, die spektakuläre Vertonung eines Messordinariums (ohne Credo), in dem Zelenka seine ganze Meisterschaft und Originalität zur Geltung brachte, ist jedoch offensichtlich in großer Eile entstanden. Seine autographe Partitur ist nämlich nicht nur sehr beschädigt, sondern auch sehr skizzenhaft, mit energischen und schwer lesbaren Federstrichen notiert. Trotzt der Eile experimentierte Zelenka hier vor allem in der Instrumentierung eines außergewöhnlich groß besetzten Orchesters. Das Instrumentalensemble ist mit dem Glanz von vier Trompeten ausgestattet, die vier Vokalstimmen stehen oft im Dialog mit den konzertierenden Traversflöten, Oboen und dem Fagott. Eine wahre Rarität voll Klangpracht stellt das „Quoniam tu solus“ dar,  in dem sich das Orchester in der Form eines fulminanten Concerto zum Solistenquartett gesellt.

Nach dem Tod Heinichens hat Zelenka faktisch die Aufgaben des Kapellmeisters übernommen, seine im Herbst 1733 vollzogene Bewerbung um dieses Amt blieb jedoch erfolglos, weil der Hof bereits mit dem vielversprechenden Johann Adolph Hasse (1699–1783) in Kontakt getreten war. Im Jahre 1733 taucht aber im Zusammenhang mit der Bewerbung um das Amt des Kapellmeisters ein noch interessanterer Name auf – Johann Sebastian Bach. Seine Werke, mit denen er sich in Dresden vorgestellt hat, waren ein „Kyrie“ und ein „Gloria“, die  später zur Hohen Messe in h-Moll ergänzt wurden. Wenn wir diese beiden Teile der h-Moll-Messe („Kyrie“ und „Gloria“ aus dem Jahre 1733) von Bach mit der Missa Divi Xaverii von Zelenka vergleichen, finden wir überraschend viele Gemeinsamkeiten, vor allem im Umgang mit den Blasinstrumenten.

Auch Bach hatte damals bei der Bewerbung in Dresden keinen Erfolg; er musste sich wie auch Zelenka mit dem Ehrentitel des „Kirchen-Compositeurs“ zufriedengeben.           

Mehrfache Bittgesuche haben Zelenka erst nach 1735 eine Erhöhung seines Gehalts eingebracht. Bis zu seinem Tod am 23. Dezember 1745 hat er dann, abwechselnd mit Johann Adolph Hasse und Giovanni Alberto Ristori, den Kirchendienst in der Hofkapelle geleitet.

Václav Luks

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