Hector Berlioz: Symphonie fantastique op. 14. Autograph. Bibliothèque nationale de France. Bärenreiter Facsimile. Documenta musicologica II, 53. Kommentar von Hugh Macdonald. Bärenreiter-Verlag 2017. BVK 1601. 299 Seiten, 12 Seiten Kommentar (Dt./Engl./Frz.). € 720,–.
Die „Symphonie fantastique“ von Hector Berlioz ist eines der großen Monumente der romantischen Musik. Ihre autographe Partitur ist ein Dokument von 292 Seiten in verschiedenen Formaten. Jeder der fünf Sätze ist einzeln paginiert, und vier davon haben ihr eigenes Titelblatt.
Das überaus aufwendig gestaltete Faksimile aus dem Bärenreiter-Verlag gibt die Handschrift so wieder, wie sie heute vorliegt: mit den Papierstücken, die sich aufklappen lassen, so dass beide Versionen sichtbar sind. Mit dem Faksimile haben Dirigenten, Musiker und Musikliebhaber die Möglichkeit, den faszinierenden Schöpfungsprozess eines der ganz großen Werke romantischer Musik nachzuvollziehen.
Peter Gülke: Felix Mendelssohn Bartholdy „Der die Widersprüche der Zeit am klarsten durchschaut“. Bärenreiter-Verlag / Verlag J.B. Metzler 2017. BVK 2462. 140 Seiten. € 29,99.
Peter Gülke, der Dirigent, Musikwissenschaftler und Träger des Ernst von Siemens Musikpreises, zeichnet in seinem neuen Buch das Bild des „anderen“ Felix Mendelssohn Bartholdy in einer Zeit voller Widersprüche: Nicht der umjubelte, selbstsichere Komponist wird hier porträtiert, sondern der Künstler, der seine existenziellen Nöte und Zweifel mehr in Partituren als in Worten zum Ausdruck bringt. Mendelssohn konnte sich geborgen fühlen in der Großfamilie – und doch kämpfte er mit Brüchen und Konflikten. Er zweifelte an seiner Rolle in der Öffentlichkeit und litt an der Beschleunigung des Lebens. Als konvertierter Jude war er verwundbar in seiner Identität und praktizierte eine weit gespannte Frömmigkeit. In seiner geistlichen Musik unterlief er die Scheidung von weltlicher und geistlicher Musik immer wieder. Dieses und anderes kann man in Gülkes mit unnachahmlicher Sprachkraft verfassten Werkbetrachtungen nachvollziehen. Sie legen im Notentext jene menschlichen Erfahrungen und Ideen frei, die bewegend sind für alle Hörer dieser faszinierenden Musik.
Musikfreunde. Träger der Musikkultur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Hrsg. von Ingrid Fuchs. Bärenreiter-Verlag 2017. BVK 2404. 523 Seiten. € 59,95.
Das Wirken von bürgerlichen „Musikfreunden“ in Musikvereinen wurde für die Musikszene der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts signifikant. Ausgehend von der 1812 gegründeten Gesellschaft der Musikfreunde in Wien wird dies am Beispiel aller ihrer Aktivitäten aufgezeigt: Sie begann, Konzerte mit eigenem Orchester und Chor zu veranstalten, gründete und führte ein Konservatorium und nahm sich vor, alles zu sammeln, was Musik dokumentiert. Ergänzend dazu zeichnen Beispiele ähnlicher, meist nicht so großer, aber ebenfalls durch die private Initiative von Musikfreunden möglich gewordener Gründungen in Österreich, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Böhmen, der Schweiz, den Niederlanden und Nordamerika ein universelles Bild dieses bedeutsamen Phänomens bürgerlicher Musikkultur, das eine Aufbruchsstimmung in die europäische Musikgeschichte gebracht hat. 29 Autoren nehmen sich in dem umfangreichen Buch dieser Thematik an.
Merle Tjadina Fahrholz: Heinrich August Marschners „Der Templer und die Jüdin“. Eine Studie zum konzeptionellen Entwurf der romantischen Oper. Schweizer Beiträge zur Musikforschung, Band 25. Bärenreiter-Verlag 2018. BVK 2429. 290 Seiten. € 39,95.
Heinrich August Marschners Werke galten im 19. Jahrhundert als typische Vertreter der Epoche um 1830 und seine Opern werden heute musikgeschichtlich und kompositionstechnisch als „Mittler“ zwischen Carl Maria von Weber und Richard Wagner angesehen. Die 1829 in Leipzig unter Leitung des Komponisten uraufgeführte Oper Der Templer und die Jüdin gehört zu seinen bekanntesten Opern. Was war der Grund ihrer hohen Popularität? Was sprach die Zeitgenossen an, spätere Generationen aber nicht mehr?
Merle Fahrholz beleuchtet die Oper, ihre frühe Rezeption sowie mögliche außerhalb der Werkimmanenz liegende Deutungen. Dadurch trägt sie zur Begriffsbestimmung der deutschen romantischen Oper des 19. Jahrhunderts und zum Verständnis der opernhistorischen Situation um 1830 bei.
Klangkultur und musikalische Interpretation. Italienische Dirigenten im 20. Jahrhundert. Hrsg. von Peter Niedermüller. Bärenreiter-Verlag 2018. BVK 2140. ca. 300 Seiten. € 61,–.
Das wissenschaftliche Interesse an den Phänomenen musikalischer Interpretation hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen, die Beiträge italienischer Dirigenten sind jedoch selten in den Fokus genommen worden. Der künstlerischen Hinterlassenschaften herausragender italienischer Dirigenten, darunter Claudio Abbado, Victor de Sabata, Giuseppe Sinopoli oder Arturo Toscanini, widmet sich nun dieser Band. Der Blick richtet sich auf die Einbindung von Dirigenten in das System der Tonträgerproduktion und -vermarktung, ebenso auf die Interpretationen Arturo Toscaninis aus vergleichender internationaler Perspektive und auf das Verhältnis italienischer Musiker zu Avantgarde und Postmoderne.