Ludwig van Beethoven: Streichquartett B-Dur op. 130. Grande Fuge B-Dur op. 133. Autograph. Bärenreiter Facsimile. BVK 2464. Bärenreiter-Verlag 2019. 251 Seiten Faksimile und 26 Seiten Kommentar (deutsch/englisch). € 349,–.
„Unverständlich, wie Chinesisch“ kam einem Wiener Kritiker im März 1826 Ludwig van Beethovens Große Fuge op. 133 bei der Uraufführung vor. Bevor Beethoven ein weniger ausladendes Finale komponierte, beendete die „Große Fuge“ das in jeder Hinsicht ungewöhnliche Streichquartett B-Dur op. 130, eines der kühnsten seiner Zeit. Mit seinen sechs Sätzen sprengt es die traditionelle Form und gilt heute unter den späten Streichquartetten Beethovens als Gipfelpunkt. Nach dem Tod des Komponisten erlebte das originale Manuskript ein merkwürdiges Schicksal. Es wurde satzweise zerlegt und gelangte an verschiedene Besitzer. Die heute über europäische und amerikanische Bibliotheken verstreuten Teile des Autographs werden in diesem Faksimile erstmals seit über 190 Jahren wiedervereint. Das Faksimile gibt die Handschrift so wieder, dass auch die Korrekturschritte Beethovens in Form von Überklebungen nachvollziehbar werden. Der Musikwissenschaftler Ulrich Konrad erläutert in einer Einleitung die Besonderheiten des Werkes und seiner Geschichte.
Werner Busch / Martin Geck: Beethoven-Bilder. Was Kunst- und Musikgeschichte (sich) zu erzählen haben. Bärenreiter-Verlag / Verlag J.B. Metzler 2019. BVK 2506. 187 Seiten. € 29,99.
Beethoven-Bildnisse gibt es, jenseits des allgegenwärtigen Titanenhauptes, in einer Vielzahl von Gestaltungen in gezeichneter, gemalter und plastischer Form. Deren Facettenreichtum verrät manches über Beethovens Erscheinung in Geschichte und Gegenwart, was die Musik allein nicht so plastisch zu artikulieren vermag. Somit eröffnet dieses unterhaltsame Gespräch zwischen einem Musik- und einem Kunsthistoriker beim Betrachten diverser Beethoven-Bilder und -Denkmäler eine originelle Perspektive auf zweihundert Jahre Kulturgeschichte. Sie reicht vom Klassizismus der Goethe-
Zeit bis zum Dekonstruktivismus der Gegenwart, von Joseph Stieler bis Markus Lüpertz, von Napoleon Bonaparte bis Wilhelm Furtwängler und Mauricio Kagel.
Verbote (in) der Kunst. Positionen zur Freiheit der Künste von Wagner bis heute. Hrsg. von Katharina Wagner, Holger von Berg und Marie Luise Maintz (Diskurs Bayreuth 2). Bärenreiter-Verlag 2019. BVK 2488. 396 Seiten. € 38,95.
Was ist erlaubt in der Kunst? Wo liegen die Grenzen der künstlerischen Freiheit? Wie gehen Künstler heute mit Tabus um? Welche Rolle spielten Verbote und Zensur bei der Wagner-Rezeption in und nach der NS-Zeit, im stalinistischen Russland, in der Geschichte der Oper?
In diesem Band, der die Referate und Diskussionen der Veranstaltungsreihe „Diskurs Bayreuth“ aus dem Jahr 2018 festhält, erörtern prominente Persönlichkeiten aus Kunst und Medien, Wissenschaft und Politik aktuelle Fragen und historische Fälle. Es diskutieren die Schriftsteller Thea Dorn und Feridun Zaimoglu, der Dichter Eugen Gomringer und der Historiker Lucian Hölscher, der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum und die Komponistin Charlotte Seither, die Musik- und Kulturwissenschaftler Hans Vaget, Ute Frevert, Detlef Brandenburg und Bernd Feuchtner, der Komponist Klaus Lang, der Regisseur Paul Esterhazy und die Journalistinnen Eleonore Büning und Lydia Jeschke über Freiheit und Begrenzung in der alten und neuen Musik.
Das Jahr 1868. Musik zwischen Realismus und Gründerzeit. Zürcher Festspiel-Symposium 2018. Hrsg. von Laurenz Lütteken. Bärenreiter-Verlag 2019. BVK 2159. 188 Seiten. € 29,95.
Die Gründung der Tonhalle-Gesellschaft Zürich im Jahre 1868, im Todesjahr Rossinis, fällt in die Zeit nach dem Tod Schumanns, Mendelssohns und Donizettis, in die Zeit vor den großen Sinfonien von Brahms, Bruckner oder Tschaikowski. 1868 werden Wagners Meistersinger von Nürnberg uraufgeführt, und der Allgemeine Cäcilien-Verein wird gegründet. Der Band versammelt die neun Beiträge des Zürcher Festspiel-Symposiums 2018, das anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Tonhalle-Gesellschaft veranstaltet wurde.
Praxishandbuch Musiktheater für junges Publikum. Konzepte – Entwicklungen – Herausforderungen. Hrsg. von Christiane Blank-Baldauf. Bärenreiter-Verlag/
Verlag J.B. Metzler. BVK 2077. 278 Seiten. € 49,99.
Zeitgenössisches Musiktheater ist zu einem wichtigen Genre im aktuellen Theaterbetrieb geworden. Dieses Handbuch gibt aus theaterpraktischer, künstlerischer und wissenschaftlicher Perspektive einen Überblick über die verschiedenen Arbeits- und Themenfelder. Ausgehend von der Vielfalt musikdramatischer Erscheinungsformen werden kompositorische und konzeptionelle Entstehungs- und Produktionsbedingungen untersucht, Wechselwirkungen zwischen strukturellen und ästhetischen Erscheinungsformen überprüft, Möglichkeiten interdisziplinärer und interkultureller Arbeitsweisen skizziert sowie Wege der Vermittlungsarbeit aufgezeigt. Das Handbuch vermittelt auf dieses Weise nicht nur breite Einblicke in die aktuelle Diskussion der Zielsetzungen, Anforderungen und Wahrnehmungsweise, sondern liefert auch vielfältige Anregungen. Die Autoren sind renommierte Akteure des Musiktheaterbetriebs wie Dorothea Hartmann, Annett Israel, Gordon Kampe, Jürgen Kirschner, Anne-Kathrin Ostrop, Christoph Sökler und Barbara Tacchini.
(aus [t]akte 1/2020)